Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Standpunkt

De-facto-Einbauverbot für Öl und Gas schon ab 2024 ist richtig

Inhalt
Nicholas Matten, Kai Schiefelbein: „Die Heizungsbranche wird dank der Wärmepumpe zur Klimaretterbranche – was für das Fachhandwerk riesige Chancen bietet. Als Wärmepumpenmonteur ist man CO2-Einsparer, Klimaschützer und Unabhängigkeitsmacher.“

Stiebel Eltron

Nicholas Matten, Kai Schiefelbein: „Die Heizungsbranche wird dank der Wärmepumpe zur Klimaretterbranche – was für das Fachhandwerk riesige Chancen bietet. Als Wärmepumpenmonteur ist man CO2-Einsparer, Klimaschützer und Unabhängigkeitsmacher.“

Das Vorziehen der „65-%-Klausel für erneuerbare Energien“ ist der richtige Weg, um die Führungsrolle der deutschen Industrie bei Heizungs-Wärmepumpen weltweit zu festigen, argumentieren die Geschäftsführer von Stiebel Eltron, Dr. Nicholas Matten und Dr. Kai Schiefelbein, in einem Standpunkt:

„Ab dem 1. Januar 2024 sollen Heizungen, die neu installiert werden – sei es im Neubau oder beim Austausch einer bestehenden Anlage – die Wärme mit einem Anteil von mindestens 65 % erneuerbare Energien (EE) liefern. Faktisch ist das gleichzusetzen mit einem Einbauverbot von fossilen Wärmeerzeugern wie Gas-Heizungen oder Öl-Heizungen.

Dass jede neue Wärmepumpe in der Regel die 65-%-EE-Vorgabe erfüllt, ist leicht auszurechnen: Bei einer Jahresarbeitszahl von 3, die jede neue Anlage erreichen sollte, kommen zwei Drittel und damit 66 % der Wärme aus der Umwelt – völlig unabhängig davon, welchen EE-Anteil der dafür benötigte Strom gerade einkoppelt.

In der Realität ist immer ein EE-Anteil im Strommix enthalten, viele Wärmepumpenanlagen werden sogar komplett mit Ökostrom versorgt oder nutzen anteilig selbst produzierten Strom von der PV-Anlage auf dem Dach. Wie auch immer: die Wärmepumpe wird zukünftig den Gas-Heizkessel als Mittel der Wahl ersetzen und zum Standard-Wärmeerzeuger werden, ergänzt um Biomasse- und Pellet-Heizkessel. Diese konsequente Festlegung der Politik ist aus mehreren Gründen absolut richtig:

● Die Verunsicherung der Verbraucher über das „richtige“ Heizsystem wird beendet. Die Gefahr eines Abwartens ist nicht mehr gegeben.

● Notwendige Investitionen der deutschen Heizungsindustrie im Bereich der Umweltheizungen laufen nicht mehr Gefahr, als „Stranded Investments“ zu enden.

● Der unbestritten grundlegende Umbruch für das SHK-Fachhandwerk kann ab sofort mit aller Kraft angegangen werden.

● Mit dem De-facto-Einbauverbot für Gas-Heizkessel werden die für die Wärmewende notwendigen Kapazitäten im Fachhandwerk freigemacht.

65-%-Klausel für erneuerbare Energien

Im Ampel-Koalitionsvertrag wird angekündigt, dass alle ab 2025 neu eingebaute Heizungen mit einem Mindestanteil von 65 % an erneuerbaren Energie betrieben werden müssen. „Neu eingebaute Heizungen“ betrifft auch den Austausch des (mutmaßlich nur des primären) Wärmeerzeugers. 

Mit dem Energieentlastungspaket wurde der Termin vorgezogen und etwas schwächer formuliert: „Wir werden jetzt gesetzlich festschreiben, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll.“

Im Entwurf für die GEG-Novelle heißt es im Vorblatt: „In einem weiteren Schritt werden weitere Vorhaben des Koalitionsvertrags im Gebäudeenergiegesetz umgesetzt (u. a. die Einführung der Vorgabe für 65 % erneuerbare Wärme bei neuen Heizungen ab 2024 und die Solardachpflicht)“.
 

„Wasserstoff wird im häuslichen Wärmebereich keine Rolle spielen“

Es ist auch wichtig und richtig, klar zu benennen, dass Wasserstoff im häuslichen Wärmebereich keine Rolle spielen wird. Dafür ist dessen Effizienz im Vergleich zu Wärmepumpen schlicht und einfach zu katastrophal, die Energiekosten für den Endverbraucher wären um ein Vielfaches höher. Zumal der aufwendig erzeugte Wasserstoff in anderen Bereichen – als Speichermedium zur Rückverstromung von erneuerbaren Energien, bei Industrieprozessen und im Flugverkehr beispielsweise – tatsächlich alternativlos sein wird.

Die Heizungsbranche wird also dank der Wärmepumpe zur Klimaretterbranche – was für das Fachhandwerk riesige Chancen bietet. Als Wärmepumpenmonteur ist man CO2-Einsparer, Klimaschützer und Unabhängigkeitsmacher. Welche Branche kann auf dem umkämpften Arbeitskräftemarkt mit einem derart positiven Image werben?

„Klare Festlegung auf die Wärmepumpe schafft wichtige Voraussetzungen“

Stiebel Eltron will bis 2026 die Produktionskapazitäten am Hauptsitz im Holzminden verdoppeln – rund 120 Mio. Euro werden in die Wärmepumpenfertigung investiert.

Stiebel Eltron

Stiebel Eltron will bis 2026 die Produktionskapazitäten am Hauptsitz im Holzminden verdoppeln – rund 120 Mio. Euro werden in die Wärmepumpenfertigung investiert.

Vorerst müssen allerdings die vorhandenen Handwerkskapazitäten die Wärmewende angehen – was durchaus kein Widerspruch ist. Ja, 150 000 Heizungswärmepumpen-Installationen in Deutschland 2021 sind eine gute Nachricht im Vergleich zu den Vorjahren. Aber es sind viel zu wenige im Vergleich mit der Gesamtzahl neu installierter Heizungen, insbesondere Gas-Heizkesseln:

Davon wurden letztes Jahr [2021] noch über 650 000 eingebaut. Und es sind auch viel zu wenige auf dem Weg zu den 6 Mio. Wärmepumpen, die 2030 mindestens in deutschen Heizungskellern, Technikräumen oder außerhalb des Gebäudes ihren Dienst verrichten müssen, wenn Deutschland seine CO2-Einsparziele im Wärmesektor erreichen will.

Dafür braucht es nicht nur den Neubau, in dem die Wärmepumpe längst die Spitzenposition einnimmt, sondern unbedingt auch die Sanierung. Mit der klaren Festlegung auf die Wärmepumpe als Heizsystem der Zukunft schafft die Politik die Voraussetzungen dafür, dass diese Herausforderung jetzt von allen Marktpartnern angegangen werden kann.

„Internationaler Erfolg braucht einen starken Heimatmarkt“

Die deutsche Industrie besetzt weltweit eine Führungsrolle in Sachen Heizungswärmepumpen. Mit dem Siegeszug der Technik überall auf der Welt bieten sich hier riesige Chancen. Für den internationalen Erfolg ist ein starker Heimatmarkt immens wichtig.

Auch deswegen sind das klare Bekenntnis der Politik zum Ausstieg aus Öl und Gas im Wärmebereich und die Festlegung auf die Wärmepumpe als Standard-Heizsystem die richtige Entscheidung. Die Branche geht diesen Weg mit – wie die Ankündigungen von hohen Investitionen in diesem Bereich durch verschiedene Herstellern ebenso beweisen wie die Aussagen der Handwerksverbände, beispielsweise der norddeutschen SHK-Landesinnungen im aktuellen Infofilm Die Wärmewende – ein Fall für das Fachhandwerk.“ ■

Im Kontext:
Habecks Arbeitsplan: bis 2024 jährlich 500 000 Wärmepumpen
Boom bei BAFA-Anträgen für BEG EM Wärmeerzeuger
12 Thesen zu Wasserstoff: Kein Nachfolger für Gas-Heizungen