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Marktdaten

EHPA: Wärmepumpen­markt in Europa ein­gebrochen

Im Jahr 2024 sank der Absatz von Wärmepumpen in 13 europäischen Ländern um durchschnittlich 23 %. Diese Länder machten 85 % des europäischen Wärmepumpenmarktes aus.

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Im Jahr 2024 sank der Absatz von Wärmepumpen in 13 europäischen Ländern um durchschnittlich 23 %. Diese Länder machten 85 % des europäischen Wärmepumpenmarktes aus.

Letztes Jahr sank der Wärme­pumpen­absatz in der EU um 23 %. Das trifft die Branche ins Mark. Wo die Ursachen liegen und welche Hoffnung es gibt, zeigt dieser Beitrag.

Der Wärmepumpenmarkt in Europa war im Jahr 2024 zum zweiten Mal in Folge rückläufig. Dies zeigen die vorläufigen Zahlen des Europäischen Wärmepumpenverbands (EHPA). So sank der Absatz in 13 europäischen Ländern im Vergleich zu 2023 um durchschnittlich 23 %. Dies entspricht einem Rückgang von 2,6 auf 2,0 Millionen Wärmepumpen pro Jahr. Die analysierten Länder machten im letzten Jahr 85 % des europäischen Wärmepumpenmarktes aus.

Bereits im Vorjahr 2023 war der Markt gegenüber dem Jahr 2022 um rund 5 % geschrumpft. Damit wurde eine 10-jährige ununterbrochene Wachstumsphase beendet. Diese Entwicklung hat sich im letzten Jahr erheblich verschärft.

Deutschland mit am stärksten betroffen

Frankreich, Italien, Deutschland, Schweden, Norwegen, die Niederlande, Finnland, Polen, Belgien und Dänemark verzeichneten im Jahr 2024 allesamt einen teils deutlichen Rückgang des Wärmepumpenabsatzes. Den stärksten Einbruch gab es in Belgien mit minus 52 % und in Deutschland mit minus 48 %.

Vergleich der Wärmepumpen-Absatzzahlen in den Jahren 2023 und 2024 in 13 europäischen Ländern, aufgeteilt in schrumpfende und wachsende Märkte.

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Vergleich der Wärmepumpen-Absatzzahlen in den Jahren 2023 und 2024 in 13 europäischen Ländern, aufgeteilt in schrumpfende und wachsende Märkte.

Demgegenüber fand lediglich in Portugal, Österreich und dem Vereinigten Königreich ein Marktwachstum statt. Während dieses in Portugal und Österreich nur marginal war, legte der Markt in Großbritannien erheblich zu. Der Geräteabsatz stieg dort aufgrund unterstützender Regierungsprogramme um 63 %. So wird etwa der Einbau von Wärmepumpen im Vereinigten Königreich pauschal mit 7500 Pfund (etwa 9000 Euro) gefördert.

Drei zentrale Ursachen behindern die Transformation

Insgesamt stieg der Bestand installierter Wärmepumpen in Europa im Jahr 2024 auf 26 Millionen Geräte. Er bleibt damit laut EHPA hinter den Erwartungen zurück, wodurch die Transformation weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Heizsystemen ins Stocken gerate.

Aus Sicht nationaler Experten gibt es drei wesentliche Gründe für die schwierige Marktsituation:
1) Die Regierungen haben die Unterstützungsprogramme für Wärmepumpen geändert und so die Verbraucher verunsichert
2) Die schlechte Wirtschaftslage verbunden mit steigenden Lebenserhaltungskosten
3) Der niedrige Preis für subventioniertes Gas.

Stellenabbau und Kurzarbeit in ganz Europa

Die genauen Absatzzahlen für die einzelnen Länder, ergänzt um den Bestand installierter Wärmepumpen sowie den Bestand pro 1000 Haushalte.

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Die genauen Absatzzahlen für die einzelnen Länder, ergänzt um den Bestand installierter Wärmepumpen sowie den Bestand pro 1000 Haushalte.

Diese Entwicklung schade auch der Wettbewerbsfähigkeit der Wärmepumpenindustrie. In den Jahren 2022 und 2023 hätten europäische Hersteller Milliarden in zusätzliche Produktionskapazitäten investiert. Auch mit dem Ziel die Energiesicherheit Europas zu stärken und die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Etwa 60 bis 73 % der in Europa installierten Wärmepumpen würden auch an einem der 300 europäischen Produktionsstandorte gefertigt.

Im letzten Jahr hätten die Hersteller allerdings über tausend Arbeitsplätze abgebaut, tausende Beschäftigungsverhältnisse etwa durch Kurzarbeit angepasst und die Produktion zurückgefahren. Dadurch würden beträchtliche Fertigungskapazitäten brach liegen. Insgesamt biete die Wärmepumpenbranche in Europa rund 170 000 direkte Arbeitsplätze.

„Der Wärmepumpensektor liegt am Boden, ist aber noch lange nicht am Ende“, sagt Paul Kenny, Generaldirektor der EHPA. „Die Verbraucher wollen saubere Wärme und komfortable Häuser. Und sie wollen europäische Arbeitsplätze und die Energieunabhängigkeit unterstützen. Sobald dies durch eine entsprechende Politik der EU und in den Ländern gefördert wird, werden sich die Menschen auch wieder der Wärmepumpe zuwenden.“

EU will Stromkosten mit Aktionsplan senken

Marktanteile der Typen von Wärmepumpen von 2014 bis 2024. Der Anteil von Luft/Luft-Wärmepumpen, die für die Gebäudebeheizung genutzt werden, wurde dabei konservativ geschätzt.

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Marktanteile der Typen von Wärmepumpen von 2014 bis 2024. Der Anteil von Luft/Luft-Wärmepumpen, die für die Gebäudebeheizung genutzt werden, wurde dabei konservativ geschätzt.

Eine wichtige Rolle für den weiteren Markthochlauf der Wärmepumpe spielen aus Sicht der EHPA die Pläne der Europäischen Kommission, saubere Industrien wettbewerbsfähig zu machen und die Energiekosten zu senken. Es sei positiv, dass der Clean Industrial Deal die Notwendigkeit der industriellen Dekarbonisierung und der sauberen Technologieherstellung adressiere, während der Aktionsplan für bezahlbare Energie die Senkung der Strompreise und die Vergütung der Flexibilisierung des Stromnetzes beinhalte.

Auch wenn der Beitrag der Wärmepumpenbranche in den Plänen nicht explizit erwähnt würde, seien die angekündigten Maßnahmen der Schlüssel zur Beschleunigung des Übergangs zur sauberen Heizung und Kühlung in Haushalten und Industrien durch Wärmepumpen. Der Markthochlauf könne die Abhängigkeit Europas von importierten fossilen Brennstoffen verringern und somit eine größere Energiesicherheit bieten. So habe die Europäische Kommission festgestellt, dass die Ausgaben für Energieimporte mit einer größeren Verbreitung von Wärmepumpen um 60 Milliarden Euro gesenkt werden könnten.

„Wir können nicht erwarten, dass Menschen und Industrie eine Wärmepumpe einsetzen, wenn sie weniger für die Heizung mit fossilen Brennstoffen bezahlen“, so Kenny. „Die Pläne der EU-Kommission, den Strom bezahlbarer zu machen, kommen nicht zu früh. Wenn sich die Verbraucher für eine Wärmepumpe entscheiden, muss ihnen im Gegenzug auch ein wettbewerbsfähiger und flexibler Strompreis angeboten werden.“ ■
Quelle: EHPA / tg

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