Wärmepumpentechnologie wird ab sofort auch in Franken geschult. Die Eröffnung des neuen Wärmepumpenzentrums der SHK Innung Scheinfurt-Main-Rhön wurde am 16. Mai 2024 in Schweinfurt gebührend gefeiert.
Im Gewerbegebiet im Nordwesten von Schweinfurt befindet sich das SHK-Bildungszentrum und Bundesleistungszentrum der Innung, das um den Bereich Wärmepumpen erweitert wurde. Das Bundesleistungszentrum wurde im Oktober 2011 vom Zentralverband SHK und vom WorldSkills Germany e.V. für Berufswettbewerbe im SHK-Handwerk ausgerufen. Seitdem werden hier die deutschen Teilnehmer auf die Europa- und Weltmeisterschaften - die EuroSkills und die WorldSkills Competitions - vorbereitet.
Erweiterung des SHK-Bildungszentrums
Diesem hohen Ausbildungsniveau schließt sich auch das neue Wärmepumpenzentrum an. Aufgrund des Klimawandels sei es dringend erforderlich, die Heizquellen Öl und Gas zu reduzieren und auf alternative Energiequellen zu wechseln, so Josef Bock, der die SHK-Geschäftsstelle seit über 30 Jahren hauptamtlich leitet. Seit zwei Jahren obliegt die Leitung außerdem dem Ausbildungsmeister Stefan Köppe. Köppe erklärt: „Daher haben wir uns entschlossen, unser bereits bestehendes SHK-Bildungszentrum für die SHK-Fachhandwerker um den Bereich Wärmepumpen zu erweitern. Denn nur, wenn das Fachhandwerk fit für die neue Technik ist, kann auch aktiv etwas gegen den Klimawandel getan werden.“
Wärmepumpenzentrum mit moderner Technik ausgestattet
Der Spatenstich des mit Fußbodenheizung und Kühldecke ausgestatteten Wärmepumpenzentrums erfolgte am 8. Juni 2022. Die Innung verfügt zudem über 72 PV-Kollektoren mit drei Batteriespeichern, die eine Speicherkapazität von insgesamt 45 kWh besitzen. „Hiermit können wir das Zentrum in den Sommermonaten einen Tag lang vollständig mit Strom zu versorgen“, erläutert Bock. Im Keller des Innungsgebäudes befindet sich zudem eine Feldversuchsanlage mit einer Wärmepumpenkaskade. Sofort wird klar: Hier wirken findige, kompetente Fachleute, die ihr Handwerk mit Leidenschaft beherrschen!
Voll funktionsfähige Wärmepumpen unterschiedlicher Marken
Für das neue Wärmepumpenzentrum wurde eigens ein rund 100 m2 großer Gebäudetrakt erstellt. In diesem wurden ein Anschauungsmodell sowie elf voll funktionsfähige Wärmepumpen von verschiedenen Herstellern installiert. Über das auffällige Graffiti an der Fassade des neuen Gebäudes berichtet Heinz Schuchbauer, Obermeister der SHK-Innung Schweinfurt-Main-Rhön, folgendes: „Der Künstler ist direkt vor der Eröffnung mit der schematischen Darstellung einer Wärmepumpe und eines abstrakten Graffitis unseres SHK-Logos fertig geworden. Ziel ist, hiermit insbesondere junge Leute anzusprechen. Wir behaupten, dass es ein solch vielfältiges Wärmepumpenzentrum in ganz Deutschland nicht noch einmal gibt.“ Damit die Fachhandwerker die verschiedenen Wärmepumpenlösungen fachgerecht einbauen können, werden künftig im Wärmepumpenzentrum nicht nur Gesellen und Meister, sondern auch Auszubildende in die Techniken eingewiesen. Auch internationale Gäste sollen die Schulungen in Anspruch nehmen können.
Alternative Energiequellen im Mittelpunkt der Schulungen
Schuchbauer, der den Festakt fachkundig moderierte, sprach sich unisono mit den Geschäftsstellenleitern für die Notwendigkeit aus, alternative Energiequellen verstärkt in den Mittelpunkt der Ausbildung zu rücken, da nur mit Hilfe geschulter Fachhandwerker die ehrgeizigen Klimaziele der Bundesregierung - an der es Kritik hagelte - in der Praxis umzusetzen seien. Er wies darauf hin, dass das Wärmepumpenzentrum interessierten Bürgern ebenfalls offensteht, die die Wärmepumpentechnologie praxisnah erleben möchten.
Josef Bock, Geschäftsstellenleiter der SHK-Innung Schweinfurt-Main-Rhön:
„Wir wollen das Wärmepumpenzentrum mit vielen Ideen füllen und beleben. Unser Handwerk wird weiter fortschreiten, vieles wird sich ändern und es werden immer wieder neue Betätigungsfelder hinzukommen.“
Heinz Schuchbauer, Obermeister der SHK-Innung Schweinfurt-Main-Rhön:
„Jeder, der bei uns den Beruf erlernt oder eine Weiterbildung gemacht hat, ist begeistert von den Möglichkeiten, die wir bieten können. Die Wärmepumpentechnologie erfordert viel Vorarbeit und genaueste Berechnungen - das verschreckt erst einmal einige Kunden und erfordert viel Aufklärungsarbeit.“
Erich Schulz, Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK Bayern:
„Die Verunsicherung der Endverbraucher durch politische Entscheidungen bescherten uns acht Monate Verzögerung, die schlecht für Klima, Handwerk, Industrie und Handel waren. Unsere Aufgabe ist nun, uns umso stärker anzustrengen, damit wir das Vertrauen der Kunden wiedergewinnen. Wir müssen Kompetenz beweisen, die wir hier in der Innung erhalten.“
Katja Weinhold, Pressesprecherin beim Bundesverband Wärmepumpe in Berlin:
„Es geht jetzt darum, die Synergieeffekte des SHK-Bereichs und der Elektro- sowie Kälte- und Klimatechnik zu nutzen und mit den Mythen rund um die Wärmepumpentechnologie aufzuräumen.“
Aufklärungsarbeit durch den Bundesverband Wärmepumpe (BWP)
Festrednerin Katja Weinhold, Pressesprecherin des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), lobt das neue Wärmepumpenzentrum als weltweit einzigartig. Sie beschreibt die primären Aufgaben des Verbands, dem aktuell rund 1000 Mitglieder und 65 Handwerksbetriebe angehören, darin, Veranstaltungen durchzuführen sowie Technikarbeit, politische Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. „Wir freuen uns über Kooperationen, wie diese, und forcieren die Zusammenarbeit mit Industrie- und Handwerksverbänden sowie den zuständigen Ministerien“, erklärt sie. Der BWP stellt Berufsschullehrern unter anderem kostenfreie Onlinetrainings für Azubis zur Verfügung; darüber hinaus wurden Trainings für Energieberater entwickelt. Weinhold weist zudem auf die Relevanz des betrieblichen Qualitätsmanagements hin und wirbt für eine Mitgliedschaft im BWP. Der Verband empfiehlt den Erwerb des Gütesiegels „Fachbetrieb Wärmepumpe“.
Die „Überbringer des Feuers“ werden zu „Helden der Energiewende“
Weinhold hob zudem die Initiative des BWP in den sozialen Medien hervor, der das SHK-Fachhandwerk bei seinem Imagewechsel unterstützen möchte: Aus den „Überbringern des Feuers“ sollen künftig die „Helden der Energiewende“ hervorgehen. Die vom Verband bespielten sozialen Plattformen zielen darauf ab, jungen Menschen die Funktion und den Nutzen von Wärmepumpen nahezubringen. Ein weiterer Aspekt liegt darin, dass diese ihre Eltern von den Vorteilen der Wärmepumpe überzeugen sollen.
Der BWP mit positiven Prognosen
An erster Stelle steht in Zeiten multipler Krisen die Aufklärungsarbeit – auch, um den Imageschaden, den die Wärmepumpe in letzter Zeit erlitten hat, zu beseitigen, betont Weinhold. Sie prognostiziert für dieses Jahr einen Verkauf von weniger als 200.000 Wärmepumpen und zeigt sich dennoch optimistisch, dass im Hinblick auf die sich stabilisierende Förderlandschaft eine routinierte Abwicklung von steigenden Anträgen durch Berater und Handwerker möglich sein wird.
Die Fördertöpfe sind voll
An dem Ziel, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen zu verkaufen, wird festgehalten, so Weinhold. Sie erläutert: „Immerhin gibt es schon 1,7 Millionen Wärmepumpen in Deutschland, die gut funktionieren. Dies müssen die Leute erfahren und daher sind wir auf Pioniere angewiesen, wie die Innung in Schweinfurt, die mutig voranschreitet. Die Fördertöpfe sind gefüllt und sollten genutzt werden.“
Im Anschluss an die Gratulationen durch die Hersteller Viessmann, Reflex Winkelmann und Vaillant dankte Bock seinem Team in einer emotionsgeladenen Schlussrede und verkündet: „Das Wärmepumpenzentrum ist jetzt fertig und die Schulungen können beginnen!“ ■
Quelle: kdk