SBZ: Die wichtigste Frage zuerst: Wie viele Auszubildende beginnen bei Ihnen in diesem Jahr?
Rolf Bopp: Dieses Jahr ist es tatsächlich nur einer. Das schwankt bei uns immer leicht, wir haben auch schon drei gleichzeitig gehabt. Insgesamt sind es dann acht Azubis, im Schnitt immer zwei pro Jahr.
SBZ: Welche Berufe bilden Sie aus?
Hanna Bohner: Aktuell haben wir eine kaufmännische Auszubildende und einen Elektriker, alle anderen lernen Anlagenmechaniker SHK, das sind unsere drei Ausbildungsberufe.
SBZ: Warum bewerben sich junge Menschen bei Ihnen?
Hanna Bohner: Ich schätze, weil wir ein guter Ausbildungsbetrieb sind und weil sich das auch herumgesprochen hat. Wir haben ja bereits einen Ausbildungspreis gewonnen. Aber ganz konkret gesagt, die meisten kommen über Praktika zu uns.
Wir wollen, dass unsere Azubis von Anfang an als eigenständige Personen im Team angenommen werden.
Bild: SBZ / Jäger
SBZ: Wie funktioniert das?
Rolf Bopp: Wir arbeiten mit einigen Schulen in unserer Region zusammen. Da werden mittlerweile viele Anfragen an uns herangetragen. Es sind so 12 bis 15 Praktika im Jahr, die wir anbieten.
SBZ: Über welchen Zeitraum sprechen Sie dabei?
Rolf Bopp: Es dauert meistens eine Woche, manchmal auch zwei. Das ist die Basis, daraus rekrutieren wir unseren Nachwuchs. Wir sehen, wer gut ist, und gehen dann direkt auf die Personen zu. Wer dann auch Interesse an uns und dem Beruf hat, der beginnt eine Ausbildung bei uns.
Kurze Begrüßung und fertig. Das war uns zu wenig und auch zu unpersönlich.
Bild: Alber
SBZ: Mit welchen Schulformen praktizieren Sie das Konzept?
Rolf Bopp: Überwiegend mit Haupt- und Realschulen.
SBZ: Die Praktika finden in der Regel deutlich vor dem Abschlussjahr in der Schule statt. Das bedeutet ja, Sie haben Ihre Kandidaten schon unter Dach und Fach bzw. unter Vertrag, wenn die heiße Phase bei anderen erst beginnt?
Rolf Bopp: Genau. Wir sind ungefähr ein halbes Jahr vorher dran. Das erleichtert uns die Auswahl enorm. Wir denken heute bereits an 2024.
SBZ: Was dürfen die Praktikanten bei Ihnen und was nicht? Laufen die einfach mit oder erhalten sie schon konkrete Aufgaben?
Hanna Bohner: Unser Ziel ist, dass sie thematisch ein wenig Branchenluft schnuppern. Wir wollen sie möglichst schon einteilen, sodass sie mal im Kundendienst, mal in der Badabteilung und so weiter aktiv sind.
Rolf Bopp: Unsere Monteure achten darauf, dass die Praktikanten zumindest erste kleine Handgriffe selbst erledigen, zum Beispiel ein WC montieren oder eine Armatur. Wir wollen sehen, ob sie handwerklich eine Begabung haben und – ganz wichtig – ob sie auch mitdenken. Hinterher entsteht dann ein Bild, eine Bewertung, anhand der wir eine Auswahl treffen können. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass sich beide Seiten dann schon deutlich besser kennen und jeder besser weiß, was auf ihn zukommt.
SBZ: Lassen Sie uns auf den Moment der Wahrheit schauen, auf den Tag des Ausbildungsbeginns. Der ehemalige Praktikant hat unterschrieben und steht am 1. September vor Ihrer Tür. Was passiert dann?
Hanna Bohner: Wir nehmen uns extra viel Zeit. Die Azubis starten mit einem richtigen Einführungstag. Jeder neue Mitarbeiter bzw. jede neue Mitarbeiterin erhält die Basisausrüstung an Werkzeug, ein iPad und Arbeitskleidung. Außerdem gibt es eine Sicherheitsunterweisung und wir stellen das Unternehmen vor, dazu haben wir eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet und führen sie durchs Haus. Das füllt schon ganz gut den ersten Tag aus. Ab dem zweiten Tag geht’s dann raus auf die Baustelle.
SBZ: Echt jetzt, jeder neue Mitarbeiter erhält am ersten Tag schon ein iPad? Wozu?
Hanna Bohner: Es ist ja nicht nur das Gerät. Aufgespielt sind die digitale Ausbildungsmappe und der Ausbildungsvertrag. Berichtsheftvordrucke und Muster von Berichtsheften sind ebenfalls mit drauf.
SBZ: Gilt das schon als Vorbote dafür, wie es weiterläuft im Betrieb Alber, nämlich ziemlich digital?
Rolf Bopp: Genau. Wir wollen, dass sie direkt digital ans Unternehmen angebunden sind, sodass sie als eigenständige Personen wahr- und angenommen werden. Vorgerüstet ist auf dem Tablet auch ein eigener E-Mail-Account, zur Kommunikation sind die Auszubildenden vom Start weg schon eingebunden in Teams. Darüber hinaus sollen sie mit OneNote arbeiten, das ganze Microsoft-Paket ist mit drauf, sie haben Einblick in unsere digitalen Baumappen, in die Abläufe, in den Terminkalender. Unsere Zeiterfassung läuft ebenfalls digital. Wenn einer bei uns anfängt, dann richtig!
SBZ: Bei so viel Aufmerksamkeit gehen die neuen Azubis doch sicher einen Kopf größer raus, wenn am ersten Tag Feierabend ist, oder?
Hanna Bohner: Man merkt schon, wie stolz sie sind, wenn sie ihr eigenes Tablet von uns erhalten.
Bei uns erhält jeder Azubi an seinem ersten Tag ein iPad.
Bild: SBZ / Jäger
SBZ: Was hat dazu geführt, so den ersten Tag zu gestalten?
Hanna Bohner: Als ich die Betreuung der Ausbildung in unserem Haus übernommen habe, ist das noch so gelaufen wie in manch anderem SHK-Betrieb. Der Azubi kam morgens und wurde direkt mit einem Kollegen losgeschickt. Kurze Begrüßung und fertig. Das war uns zu wenig – und ehrlich gesagt auch zu unpersönlich. Letztlich haben wir dann gleich ein umfassendes Ausbildungskonzept erstellt. Das beinhaltet zum Beispiel auch einen Durchlaufplan, damit klar ist, wann und in welchem Zeitraum sie in den dreieinhalb Jahren Ausbildungszeit den verschiedenen Abteilungen zugeteilt sind.
SBZ: Was unternehmen Sie darüber hinaus, damit Ihre Auszubildenden nicht nur im Betrieb Alber gut ankommen, sondern in der SHK-Branche an sich?
Hanna Bohner: Wir planen jährlich einen Azubi-Ausflug ein. Dann besuchen wir mit all unseren Nachwuchskräften einen Hersteller. Zuletzt waren wir bei Duravit in Hornberg und bei Hansgrohe in Schiltach im Schwarzwald.
Rolf Bopp: Großen Wert legen wir außerdem darauf, dass sie an einem Azubi-Austauschprogramm teilnehmen. Es handelt sich um ein Angebot der Handwerkerkooperation bad & heizung AG in Geislingen, bei der wir Mitglied sind. Die Azubis der Mitgliedsfirmen aus einer Region – zum Beispiel Süddeutschland – treffen sich für einen Tag bei einem der Betriebe. Auf dem Programm stehen das Kennenlernen des Unternehmens und ein Fachthema. Wichtig ist uns aber auch, dass die jungen Leute in den Austausch untereinander gehen, ja, dass sich im besten Fall sogar lockere, betriebsübergreifende Netzwerke bilden, die sich dann zum Beispiel in einer WhatsApp-Gruppe wiederfinden. Der Austausch geht da weiter.
Hanna Bohner: Wir waren erst vor Kurzem mit der Ausrichtung betraut. Thema war Komplettbad. Mit unseren Azubis waren es über 20 Teilnehmer hier in Filderstadt. Andere Betriebe hatten schon Schwerpunkte wie Holzheizung, Wärmepumpe, Dusch-WCs und Wasserenthärtung gesetzt.
Rolf Bopp: Wir finden das ganz toll. Die sehen einfach auch mal einen anderen Betrieb. Wie läuft es woanders, was ist gut, was ist schlecht? Das finde ich wichtig, einfach über den Tellerrand zu schauen. Wir leben das in der bad & heizung-Gruppe wirklich sehr stark.
SBZ: Das war mir so gar nicht bewusst. Ihre Handwerkskooperation spricht also nicht nur Chefs an, sondern sie nimmt sich auch der Azubis an?
Rolf Bopp: Und das ist noch gar nicht alles. Denn bad & heizung organisiert darüber hinaus eine Nachwuchsakademie. Drei Tage lang lernen sie in der Zentrale in Geislingen das Konzept der Gruppe kennen, zum Beispiel, was hinter der 9-Sterne-Garantie steckt. Auf dem Programm stehen zudem Themen wie der Umgang mit schwierigen Kunden und Lerntechniken. Das findet meist Ende des ersten/ Anfang des zweiten Jahres statt.
SBZ: In Zeiten, in denen jede Hand auf der Baustelle und im Kundendienst wichtig ist, können Sie Ihre Azubis etwa fünf Tage im Jahr zusätzlich zu Berufsschule und ÜBA-Lehrgängen entbehren?
Rolf Bopp: Ja, weil wir es als wichtig ansehen. Es gibt doch zwei Arten, einen Azubi durch die Lehre zu führen. Grob gesagt: Wir können die jungen Leute verheizen, weil die Nachfrage so hoch ist. Oder wir können ihnen zeigen, was der Beruf alles bietet, was es für Möglichkeiten und Betätigungsfelder jetzt und in Zukunft gibt. Das ist für mich ein wichtiger Punkt, um letzten Endes unseren Nachwuchs zum Ende der Lehre davon zu überzeugen, uns dauerhaft als Mitarbeiter erhalten zu bleiben. Das SHK-Handwerk steckt
voller Perspektiven, man muss nur darüber sprechen!
SBZ: Frau Bohner, Herr Bopp, vielen Dank für die Einblicke ins Unternehmen Alber!
bad & heizung Alber und die Handwerkerkooperation
Der SHK-Betrieb bad & heizung Alber beschäftigt etwa 45 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist mehr als 60 Jahre alt und in Filderstadt (bei Stuttgart) im Ortsteil Bernhausen beheimatet. Tätigkeitsfeld ist vor allem das Privatkundengeschäft (rund 80 %). Dazu zählen u. a. Heizungsaustausch, Komplettbäder, Elektroarbeiten. Gerade der letzte Punkt wurde intensiv ausgebaut, die Alber GmbH beschäftigt einen Elektromeister und einen Azubi. Seit 25 Jahren ist der Betrieb Mitglied der Handwerkerkooperation bad & heizung.
Die Handwerkerkooperation bad & heizung AG ist eine Vereinigung führender Fachbetriebe. Sie formierte sich bereits 1977 als erste SHK-Erfa-Gruppe überhaupt. Eine Handvoll fortschrittlicher Handwerker begann damit, Konzepte und Werkzeuge zur Verbesserung ihrer Leistungen zu erarbeiten. Die AG-Zentrale in Geislingen übernimmt dabei die Aufgabe des Vordenkens und Bündelns von Ideen, entwickelt Konzepte und koordiniert deren Realisierung.
Die mehr als 80 Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, durch hervorragende Qualität, eine gute Betriebsorganisation und motivierte Mitarbeiter die regionale Marktführerschaft zu erreichen oder auszubauen.
Die Betriebe der bad & heizung AG haben erkannt, dass sie die vielfältigen Aufgaben eines Handwerksunternehmens in Verbindung mit absoluten Spitzenleistungen allein kaum noch erfüllen können. Denn in der Gruppe können viele Dinge effektiver und kostengünstiger als vom einzelnen Betrieb vorangetrieben und umgesetzt werden.
www.badundheizung.de/kooperation
Ausgezeichnetes Ausbildungskonzept
Die „bad & heizung Alber GmbH“ hat im Jahr 2021 den Ausbildungspreis der Handwerkskammer der Region Stuttgart erhalten. Den Preis entgegen nahmen die beiden Ausbildungsbeauftragten Hanna Bohner und Cengizhan Özdemir. Die Handwerkskammer zeichnet damit Betriebe aus, die sich in besonderem Maße für die Qualifizierung junger Menschen einsetzen.