Haushalte mit einer effizient arbeitenden Heizungs-Wärmepumpe haben gegenüber einer Gas-Heizung aktuell rund 31 % geringere Energiekosten für das Heizen.
Wer ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20 000 kWh Erdgas beheizt, bezahlt als Neukunde aktuell rund 2100 Euro/a – das entspricht nach einer Analyse von Verivox einem Gaspreis von rund 10,5 Ct/kWh.
Um die starken Preissteigerungen der Vergangenheit zu glätten, hat das Vergleichsportal für die aktuellen Berechnungen die durchschnittlichen Neukundenpreise für Erdgas und Wärmepumpenstrom berücksichtigt, die derzeit deutlich günstiger sind als die Preise vieler Bestandskunden. Verivox geht davon aus, dass die derzeitigen Neukundenpreise das mittelfristige Marktpreisniveau besser als die aktuell noch teuren Preise der Bestandskundentarife abbilden.
Haushalte mit einer effizient arbeitenden Heizungs-Wärmepumpe (Jahresarbeitszahl JAZ = 4) benötigen für die Bereitstellung von 20 000 kWh/a Wärme insgesamt 5000 kWh Wärmepumpenstrom. Bei einer Versorgung zum bundesweiten Durchschnittspreis für Neukunden (Stand Mitte April 2023) lägen die Kosten dafür bei 1451 Euro/a. Der durchschnittliche Grundpreis beträgt 114 Euro/a, der Arbeitspreis liegt im Schnitt bei 26,78 Ct/kWh. Die Gesamt-Energiekosten für die Wärmepumpe sind in diesem Fall rund 31 % niedriger als die Gaskosten für Neukunden.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox: „Der durchschnittliche Arbeitspreis der günstigsten verfügbaren Angebote für Wärmepumpen liegt mit knapp 27 Ct/kWh bereits jetzt unter dem Referenzpreis von 28 Ct/kWh der geplanten Strompreisbremse beim Heizen mit Wärmepumpen.“ Die Heizstrompreisbremse würde aber bei laufenden Verträgen und Arbeitspreisen über dem geplanten Referenzpreis von 28 Ct/kWh greifen.
Anmerkung der TGA+E-Redaktion: Tatsächlich ist der Preisabstand sogar größer als in dem Verivox-Bespiel, da ein Gas-Heizkessel keinen Jahresnutzungsgrad von 1,0 bezogen auf den Brennwert erreicht. Abhängig vom Alter, vom Wartungszustand und von der Einstellung der Regelung sind Werte von 0,95 bei optimalen Bedingungen bis 0,85 realistisch. Die Heizungs-Wärmepumpe müsste dann nur 19 000 bzw. 17 000 kWh/a Wärme bereitstellen. Die Gesamt-Energiekosten für die Wärmepumpe sind dann 34 bzw. 40 % niedriger als die Gaskosten für Neukunden.
Konkrete Kosten stark abhängig von der Situation vor Ort
Arbeitet die Wärmepumpe nur mit einer Jahresarbeitszahl von 2,7, liegen die Heizkosten mit denen einer Gas-Heizung mit den Berechnungsannahmen von Verivox gleichauf. Beim derzeitigen bundesweiten Neukundenpreis summieren sich die Gesamtkosten für 7419 kWh/a Strom auf 2100 Euro/a.
Berücksichtigt man die realen Verhältnisse bei einem Gas-Heizkessel, ergeben sich bei einem Jahresnutzungsgrad von 0,95 die gleichen Energiekosten bei einer JAZ von 2,56 und bei einem Jahresnutzungsgrad von 0,85 die gleichen Energiekosten bei einer JAZ von 2,29. Neue Luft/Wasser-Wärmepumpenmodelle erreichen bereits ab einer Außentemperatur von − 10 °C und einer Vorlauftemperatur über 45 °C einen höheren COP.
Gas-Heizung mit 65 % erneuerbarer Energie ab 2024
Über eine Novelle des Gebäudeenergiegesetzes soll ab 2024 der Betrieb von ab dann neu eingebauten Heizungen mit mindestens 65 % erneuerbaren Energien verpflichtend werden – in der bisweilen heftigen öffentlichen Diskussion wird die Novelle deshalb auch oft als Heizungsgesetz bezeichnet.
Die Pflicht kann u. a. dadurch erfüllt werden, dass ein Gas-Heizkessel wie bisher eingebaut wird, der über eine Massenbilanz mit Biomethan oder nachhaltigem Wasserstoff betrieben wird. Soll die 65-%-EE-Pflicht dann ausschließlich über den Brennstoff erfüllt werden, muss er einen Anteil von mindestens 65 % erneuerbarer Energien aufweisen.
Klar ist, dass ein den 65-%-EE-Anforderungen entsprechender Gastarif teurer ist (sonst würden alle Gaskunden sofort wechseln). Nimmt man die Zahlen aus dem obigen Beispiel (Wärmepumpenstrom: Grundpreis von 114 Euro/a, Arbeitspreis von 26,78 Ct/kWh) sowie einen Gasverbrauch von 20 000 kWh/a (Grundpreis von 125 Euro/a, Arbeitspreis von 9,875 Ct/kWh) und einen optimistischen Jahresnutzungsgrad von 0,95 an, ergibt sich:
● Bei einem um 1 Ct/kWh höheren Arbeitspreis eines 65-%-EE-Gastarifs steigen die Energiekosten der Gas-Heizung um 200 Euro auf 2300 Euro/a. Eine effizient arbeitende Heizungs-Wärmepumpe mit einer JAZ von 4,0 würde bei 1386 Euro/a Stromkosten um 39,7 % geringere Energiekosten aufweisen. Gleiche Energiekosten würden sich bei einer JAZ von 2,33 ergeben.
● Bei einem um 3 Ct/kWh höheren Arbeitspreis eines 65-%-EE-Gastarifs steigen die Energiekosten der Gas-Heizung um 600 Euro auf 2700 Euro/a. Eine effizient arbeitende Heizungs-Wärmepumpe mit einer JAZ von 4,0 würde bei 1386 Euro/a Stromkosten um 48,7 % geringere Energiekosten aufweisen. Gleiche Energiekosten würden sich bei einer JAZ von 1,97 ergeben.
● Bei einem um 5 Ct/kWh höheren Arbeitspreis eines 65-%-EE-Gastarifs steigen die Energiekosten der Gas-Heizung um 1000 Euro auf 3100 Euro/a. Eine effizient arbeitende Heizungs-Wärmepumpe mit einer JAZ von 4,0 würde bei 1386 Euro/a Stromkosten um 55,3 % geringere Energiekosten aufweisen. Gleiche Energiekosten würden sich bei einer JAZ von 1,70 ergeben.
● Bei einem um 4 Ct/kWh höheren Arbeitspreis eines 65-%-EE-Gastarifs liegen die Energiekosten der Gas-Heizung bei 2900 Euro/a. Für vergleichende Beispielrechnungen wird häufig eine Jahresarbeitszahl von 3,3 verwendet. Damit betragen ihre Stromkosten 1656 Euro/a. Die Kostendifferenz beträgt dann 1244 Euro/a.
Siehe auch: Sind Gas-Heizungen mit 65 % Erneuerbaren realistisch?
Ein Gas-Heizkessel ist in der Anschaffung deutlich günstiger als eine Heizungs-Wärmepumpe und zurzeit sind die Preisspannen bei Wärmepumpen allgemein und zusätzlich für die unterschiedlichen Wärmequellen hoch. Und die konkreten Kosten und die notwendigen Umbauarbeiten hängen stark von der individuellen Situation und den baulichen Gegebenheiten ab.
Abgeschwächt gilt die auch bei der Erneuerung einer Gas-Heizung und beim Umstieg von einer Öl-Heizung auf eine Gas-Heizung. Im Betrieb entfallen bei der Wärmepumpe die Kosten für den Schornsteinfeger und die Wartungskosten sind geringer. Die Heizungsmodernisierung mit einer Wärmepumpe wird über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bezuschusst. Gas-Heizungen werden über die BEG seit August 2022 (Antragsdatum) nicht mehr gefördert. ■
Quelle: Verivox / jv
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