2023 hat die Heizungsindustrie durch Vorzieh- und Sondereffekte einen Rekordabsatz bei Wärmeerzeugern erzielt. Heizungskomponenten profitierten nicht von dem Boom.
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat am 19. Februar 2024 die Absatzzahlen 2023 für den deutschen Markt vorgelegt. Mit über 1,3 Mio. abgesetzten Wärmeerzeugern und einem Wachstum von 34 % gegenüber dem Vorjahr war es für die Hersteller von Wärmeerzeugern ein Rekordjahr. Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung erzielten die Hersteller zuletzt in den 1990er-Jahren. Damals floss die heiztechnische Modernisierung der neuen Bundesländer in die Bilanz ein.
Gewinner und Verlierer 2023
Den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichneten im Jahr 2023 Öl-Heizungen mit einem Plus von 99 % gegenüber dem Vorjahr und 112 500 abgesetzten Geräten (+ 56 000 gegenüber 2022). Im Vorjahr lag das Wachstum bei 25 %. Gegenüber dem Jahr 2022 hat sich für das Segment Öl-Heizungen der Marktanteil um rund 2,8 Prozentpunkte auf 8,6 % erhöht.
Bei Heizungs-Wärmepumpen gab es 2023 ein Wachstum von 51 % auf 356 000 Geräte (+ 120 000 gegenüber 2022). 330 000 davon waren Luft/Wasser-Wärmepumpen. Der Marktanteil der Wärmepumpe hat 2023 um 3,1 Prozentpunkte auf 27,2 % zugelegt.
Im Produktbereich Gas-Heizungen gab es 2023 mit einem Plus von 192 000 Geräten den größten absoluten Zuwachs auf 790 500 Geräte (2022: 598 500 Geräte). Relativ lag das Wachstum mit 32 % jedoch unter der Marktentwicklung von + 34 %. Zudem ist zu berücksichtigen, dass es bei gasbasierte Systemen im Jahr 2022 einen Rückgang um − 8 % gab und der Marktanteil um 9,3 Prozentpunkte auf 61,1 % gesunken war. 2023 hat sich der Trend mit − 0,66 Prozentpunkten deutlich verringert fortgesetzt. Der Marktanteil der Gas-Heizungen lag 2023 bei 60,4 %.
Der große Verlierer im Jahr 2023 waren Heizsysteme auf der Basis von Biomasse. Nach einem Wachstum im Jahr 2022 von 17 % gab es 2023 einen Rückgang um 44 % auf 49 500 Geräte (2022: 89 000 Geräte). Der Marktanteil bei Biomasse-Heizungen ist folglich um etwa 5,3 Prozentpunkte auf 3,8 % gesunken.
2023 war kein normales Absatzjahr
Der BDH geht davon aus, dass das Rekordergebnis 2023 von Vorzieh- und Sondereffekten geprägt war. In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Ein Grund hierfür war unter anderem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Sorge der Verbraucher vor einer möglichen Gasmangellage noch aus dem Jahr 2022. In der zweiten Jahreshälfte sorgte die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die künftige Förderkulisse für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gas-Heizungen, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelte.
„Baugipfel-Boni-Rücknahme wieder zurücknehmen“
Im Gegensatz zu den Wärmeerzeugern profitierten heiztechnische Systemkomponenten wie Heizkörper, Fußbodenheizungen oder Lüftungssysteme nicht von dem Boom. Ursächlich hierfür ist in erster Linie die eingebrochene Neubautätigkeit. Der BDH fordert die Bundesregierung in diesem Zusammenhang auf, die im Rahmen der Haushaltskonsolidierung gestrichenen Maßnahmen aus dem Baugipfel doch noch umzusetzen. Ursprünglich hatte die Regierung eine Verdopplung der Grundförderung für Effizienzmaßnahmen beschlossen. Dies wurde im Rahmen der Haushaltskonsolidierung zurückgenommen.
Weiterhin fordert der BDH, dass die Marktentwicklung und die Akzeptanz der neuen Förderbedingungen seitens der Verbraucher jetzt engmaschig von der Politik beobachtet werden müssen. Sollten einzelne Förderbausteine wie zum Beispiel der Einkommensbonus nicht die erwartete Nachfrage erfahren, sollte die Bundesregierung in Abstimmung mit der Branche nachsteuern.
„Politik muss verspieltes Vertrauen zurückgewinnen“
Trotz der derzeit nach wie vor hohen Verunsicherung im Markt und den eher verhaltenen Erwartungen der Hersteller für das erste Halbjahr blickt die Industrie nach vorne. „Mit Inkrafttreten des GEG und der neuen Förderrichtlinie besteht jetzt endlich Planungssicherheit für alle Marktteilnehmer und vor allem für die Verbraucher. Damit ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit der Heizungsmodernisierung zu beschäftigen und die Wärmewende in den eigenen vier Wänden anzugehen“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.
Vor diesem Hintergrund fordert der BDH gemeinsam mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) die Politik auf, eine Informationsoffensive zu starten. Nach Auffassung der Verbände muss jetzt auch insbesondere die Politik über die heiztechnischen Lösungen und die neue Förderung informieren. Staudt: „Die Wärmewende ist Teamarbeit. Industrie und Fachhandwerk haben ihre Hausaufgaben gemacht und im vergangenen Jahr eindrucksvoll ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Nun muss auch die Politik liefern. Aus Paragrafen müssen jetzt eingebaute Heizungen werden.“
Dabei erwartet der BDH, dass im Rahmen einer solchen Informationskampagne alle im Gebäudeenergiegesetz berücksichtigten heiztechnischen Lösungen gleichberechtigt behandelt werden. Nach Auffassung des Verbandes braucht es mit Blick auf die individuellen Voraussetzungen der Verbraucher einen breiten technischen Lösungskanon, um die Wärmewende zum Erfolg zu führen und signifikante Mengen an CO2-Emissionen einzusparen. ■
Quelle: BDH / jv
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