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Wärmepumpen-Rollout

Wärmepumpenbranche fordert Ent­lastungen beim Strompreis

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Die Heizungshersteller haben kräftig in neue Fertigungskapazität für Wärmepumpen investiert und benötigen eine klare Perspektive.

Vaillant Group

Die Heizungshersteller haben kräftig in neue Fertigungskapazität für Wärmepumpen investiert und benötigen eine klare Perspektive.

Die Hersteller von Wärme­pumpen fürchten einen Rück­schlag beim Wärme­pumpen­hoch­lauf und fordern ein starkes Signal aus Berlin: Entlastungen beim Strom­preis.

Die Debatte rund um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes seit Ende Februar 2023 und noch nicht abschließend bekannte Förderkonditionen für den Heizungsaustausch ab 2024 haben die Nachfrage nach Wärmepumpen nach Angaben des Bundesverband Wärmepumpe (BWP) stark einbrechen lassen.

Der BWP schätzt, dass im Jahr 2023 der Absatz an Wärmepumpen von 236 000 auf etwa 330 000 bis 350 000 Einheiten steigen wird. Dies sei aber eine Folge der sehr guten Nachfrage aus dem Jahr 2022 und ausgebauter Produktionskapazitäten der Hersteller. Sprich: 2023 werden zu einem großen Teil Kaufentscheidungen aus dem Jahr 2022 bedient.

Der BWP verweist darauf, dass die Wärmepumpenförderung der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein besserer Indikator für die aktuelle Nachfrage sei, weil Förderanträge unmittelbar vor Beauftragung einer neuen Wärmepumpe gestellt würden. Die Anzahl der monatlichen Förderanträge ist hier im Vergleich zum Vorjahr um 73 % zurückgegangen.

Die Problematik der noch nicht abschließend bekannten Förderkonditionen ist allgemein bekannt, sie spricht allerdings nichts zwangsläufig für eine anhaltende Nachfrageschwäche – es könnte auch dazu kommen, dass es Anfang 2024 zu einem erneuten Ansturm auf die dann novellierte Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beim Heizungsaustausch kommt und insbesondere die Wärmepumpenbranche davon profitiert, vgl.: So soll ab 2024 der Heizungsaustausch gefördert werden

BWP: „Die Branche hat wie vereinbart geliefert“

Fakt ist aber, dass sich der Wärmepumpenhochlauf in einer entscheidenden Phase befindet, wie der BWP anlässlich des 3. Wärmepumpengipfels mit Bundesminister Robert Habeck am 19. September 2023 feststellt. BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: „Die Wärmepumpenbranche hat massiv in den Ausbau von Produktions- und Schulungskapazitäten investiert und ist nun in der Lage, im kommenden Jahr die vereinbarten 500 000 Wärmepumpen zu installieren. Ergreift die Bundesregierung jetzt allerdings keine Maßnahmen, um der gesunkenen Nachfrage entgegenzuwirken, rückt ihr Ausbauziel in weite Ferne.“

Wärmepumpenhersteller benötige klare Perspektive

BWP

Angesichts der dynamischen Lage hat der BWP die Beratungsgesellschaft PwC damit beauftragt, die aktuelle Branchensituation zu analysieren. Ersten Ergebnisse dieser Studie zufolge befinde sich die Wärmepumpen-Offensive an einer Weggabelung. Einerseits sei der Trend zur Wärmepumpe vorgezeichnet. Die Installationszahlen stiegen europaweit, Wärmepumpen seien die erste Alternative zur Beheizung mit Erdgas und Heizöl.

Andererseits befinde sich die Heizungsindustrie bei der Umstellung von fossiler Heiztechnik zu Wärmepumpen in einem harten Wettbewerb mit Konkurrenten aus Nordamerika und Asien. In dieser Wettbewerbslage benötigten die Hersteller in Deutschland eine klare Perspektive, insbesondere einen verlässlichen und eindeutig auf Wachstum ausgerichteten Heimatmarkt.

Entscheidend seien dafür laut PwC konsequente Maßnahmen, um die Nachfrage nach Wärmepumpen wieder anzukurbeln und an die gute Dynamik des Jahres 2022 anzuknüpfen. Außerdem müsse der Standort Deutschland attraktiver werden und der begonnene Ausbau der Fertigungskapazitäten mit attraktiven Rahmenbedingungen in ähnlicher Weise unterstützt werden, wie dies in Nordamerika und Asien, aber auch in anderen Teilen Europas gelinge.

„Stromsteuer und Umsatzsteuer senken“

An erster Stelle fordert der BWP deshalb die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum. Sabel: „Noch immer ist Strom weitaus stärker mit Steuern und Abgaben belastet als fossiles Erdgas. Die Stromsteuer ist ein Relikt der Vergangenheit und wirkt heute den Klimazielen entgegen. Wir fordern keine Sonderbehandlung, sondern lediglich faire Wettbewerbsbedingungen. Die Menschen brauchen nach der Heizungsdebatte ein deutliches Zeichen, dass der Wechsel von Gas und Öl zur Wärmepumpe sich durch günstige Betriebskosten schnell amortisiert.“

Deshalb fordert der BWP darüber hinaus, dass in Wärmepumpen genutzter Strom von einer abgesenkten Mehrwertsteuer profitieren sollte. Sabel: „Die Transformation in der Heizungsbranche hin zur Wärmepumpe benötigt richtungsweisende Energiepreise nicht nur für die Produktion, sondern vor allem auch für Endverbraucher.“

Wie hoch ist die geforderte Entlastung beim Strompreis?

Die Stromsteuer beträgt zurzeit 2,05 Ct/kWh. Sie wird beim Versorger als Steuerschuldner erhoben, der sie anschließend über den Strompreis an die Verbraucher weitergeben kann. Dadurch wird die Stromsteuer zusätzlich mit der Umsatzsteuer belastet. Für Heizstrom gilt aktuell ein Umsatzsteuersatz von 19 %. Das europarechtliche Minimum für die Stromsteuer beträgt seit 2004 bei nichtgewerblicher Nutzung 0,1 Ct/kWh.

Nimmt man einen Strompreis von 30 Ct/kWh an, liegt er nach der vom BWP geforderten Entlastung bei einer auf 7 % gesenkten Umsatzsteuer bei 24,89 Ct/kWh. Der Stromverbrauch einer Wärmepumpe im Einfamilienhaus liegt in einem typischen Bereich von 4500 bis 7500 kWh/a. Daraus ergibt sich ein Entlastungsbetrag zwischen 230 und 383 Euro/a. Würde nur die Absenkung der Stromsteuer realisiert, ergibt sich ein Entlastungsbetrag zwischen 104 und 174 Euro.

Wie sich die vom BWP geforderte Auslastung im Kostenverlauf auswirken würde, zeigt eine hier vorgenommene Sonderauswertung: Warum die Beratungspflicht im GEG dringend angezeigt ist

Im März 2019 hatte der heutige Bundesfinanzminister Christian Lindner übrigens aus der Opposition einen (nicht angenommenen) Antrag gestellt, mit dem der Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufforderte, die Stromsteuer ab 2021 auf das europäische Mindestmaß abzusenken und sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass die Stromsteuer zeitnah gänzlich abgeschafft werden kann (Bundestags-Drucksache 19/8268). ■
Quelle: BWP / jv

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