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Welches sind die berühmtesten Kunstwerke von Leonardo da Vinci? Wie wird das Wetter morgen? Was kommt heute Abend im Fernsehen? Ist das Bügeleisen aus? Wann fährt meine Bahn? Häufig besteht der Alltag aus Fragen, die wir uns selbst stellen oder mit denen wir unsere Mitmenschen beschäftigen.

Lautsprecher mit Internetzugang

Endlich gibt es dafür technische Hilfsmittel! Bei digitalen Sprachassistenten genügt ein Triggerwort, gefolgt von der Frage, und schon bekommt der geneigte Nutzer eine Antwort. Häufig lautet die Replik von Amazon Alexa, Google Home oder Apple Siri dann allerdings: „Da kann ich leider nicht helfen, das weiß ich nicht.“ Gerade diese Fähigkeit, Unwissenheit in bestimmten Bereichen offen auszusprechen, lässt die smarten, aber längst nicht allwissenden Fragenbeantworter so menschlich erscheinen – und bisweilen ähnlich nervig wie humane Ignoranten. Nur im Gegensatz zu diesen beantworten sie auch die 100. blöde Frage noch geduldig und freundlich.

Freisprechboxen mit Internetanschluss bieten sich heute als Begleiter für den gesamten Alltag an. Sie spielen auf Zuruf Musik aus der Musikbibliothek, von Streamingdiensten wie Spotify oder Apple Music und geben fast jede Radiostation dieser Erde wieder. Sie tätigen Anrufe oder lassen sich Einkaufslisten diktieren, die man später auf dem Handy aufrufen kann. Sie steuern bestimmte Gerätschaften, für die sie Befehlssätze hinterlegt haben. Und sie beantworten Fragen – ähnlich einer herkömmlichen Suchmaschine.

Die Onlineverbindung haben all diese Sprachassistenten gemeinsam: Jede Frage, jeder Steuerungsbefehl wird übers Internet an den Server des Anbieters geleitet, dort nach Bedeutung und Zweck ausgewertet – und dann mit dem konkreten Auftrag oder einer Antwort zurückgeschickt. Wer über Google Home, Alexa oder Siri also das Licht einschaltet, der schickt seinen Befehl möglicherweise einmal um die ganze Welt.

Sprachassistenten im Überblick

Amazon eröffnete mit Alexa und den Echo-Lautsprechern im Jahr 2015 den Trend der Smartspeaker. Die Sprachsteuerung funktioniert vor allem auf den Smartspeakern der Echo-Serie von Amazon, aber auch auf Fire-TV-Streamingboxen sowie immer mehr HiFi-Geräten, etwa von Sonos, Onkyo & Co. Über Apps kann man auch am Smartphone Befehle an den Amazon-Alexa-Server einsprechen.

Die erste cloudbasierte Sprachsteuerung nach diesem Muster brachte indes Apple auf den Markt. Die Sprachassistentin Siri feierte im Oktober 2011 im iPhone 4S Premiere. Der zugehörige Smartspeaker HomePod ist seit Frühsommer 2018 in Deutschland zu haben.

Komplett wird das Trio mit dem Sprachassistenten „Voice Assistant“ vom Suchmaschinenkonzern Google – der kam zusammen mit dem Smartspeaker namens Google Home 2017 auf den deutschen Markt. Mit Google Home und Google Home Mini gibt es bislang zwei Smarthome-Speaker, das dritte Modell namens „Max“ ist bislang nur in den USA zu haben. Für mehr Klangfülle sorgen Geräte mit Google Assistant von diversen Fremdherstellern wie etwa der Panasonic SC-GA 10. Praktisch: Google-Speaker aller Hersteller können zusammen mit anderen Geräten mit der Google Chromecast-Streamingfunktion eine Multiroom-Anlage bilden.

Damit ist es allerdings noch nicht ganz getan: Microsoft bietet mit Cortana eine persönliche virtuelle Assistentin, die den Windows-Nutzer auf verschiedenen Geräten und in Hunderten Windows-Apps begleitet. Auch Samsung hat einen eigenen digitalen Gesprächspartner namens Bixby im Programm, der demnächst mit einem weiteren Smartspeaker kommen soll. Zudem darf man gespannt sein, welche Neuheiten von den Innovationsmessen IFA 2018 und CES 2019 sich durchsetzen werden.

Wahrheit oder Pflicht

Die Sprachassistenten bieten vor allem zwei Grundfunktionen: Sie können Wissen aus den Datenbanken ihrer Betreiber abrufen. Und sie führen auf Zuruf bestimmte Aktionen aus. Im Grunde ist das vergleichbar mit einem Smartphone, das ebenfalls etwa in einer App die Tageszeitung auf den Bildschirm holt, mit einer anderen zur Fernbedienung für die HiFi-Anlage mutiert und über eine dritte Anwendung Smarthome-Szenen startet. Der Unterschied: Während man im Smartphone zunächst die jeweilige App und dann die Suche startet oder den Befehl absetzt, sollen die Sprachassistenten aus der nahezu natürlichen Sprache ihrer Nutzer selbst herausfinden, was gerade zu tun ist.

Einzige Einschränkung: Die Sprachassistenten müssen für jede Aktion mit Namen geweckt werden. Bei den Smartspeakern weckt dieses „Trigger-Wort“ den halb schlafenden Digital-Butler und aktiviert dessen Internetverbindung. So wird sichergestellt, dass nur absichtlich abgegebene Befehle tatsächlich in der Cloud von Amazon, Apple oder Google landen.

Gesprächige Hausgeister

Immer mehr Smarthome-Systeme auf dem Markt lassen sich jetzt oder in naher Zukunft über einen oder mehrere Sprachassistenten steuern. Dabei ist es nicht so, dass Alexa, Google und Co. selbst das Haus unter ihre Kontrolle nehmen. Sie sind eher dazu da, um Befehle alternativ zum Fingertippen in Apps oder Tasterbefehlen auszulösen. „Alexa, schalte im Wohnzimmer das Licht aus“, bewirkt schließlich das Gleiche, was auch ein Taster könnte.

Immerhin klappt die Sprachsteuerung über Smartspeaker im ganzen Raum und ohne zu wissen, welcher Taster welche Leuchte steuert. Und natürlich kann man so nicht nur einzelne Verbraucher an- und abschalten, sondern auch mehrere verbinden. Der Befehl „Ok, Google, ich bin müde“ kann je nach Ausstattung der Haustechnik eine ganze Reihe Funktionen auslösen – Licht dimmen, Anlage leiser machen und den Weg in Richtung Bad und Schlafzimmer erhellen, damit man unterwegs nicht stolpert.

Begrenzte Intelligenz

Der Begriff des Smartspeakers legt nahe, dass der „intelligente Lautsprecher“ Eingaben selbstständig versteht, die entsprechenden Aktionen erkennt und selbstständig auslöst. Doch ganz so weit sind die Sprachassistenten noch nicht. Sie funktionieren zumindest in der Heimsteuerung zum größten Teil auf Basis von zuvor programmierten Aktionen. Die Geräte von Amazon Alexa und Google Home etwa sind eher Fernbedienungen als echte Smarthome-Devices. Komponenten aus Licht, Beschattung und Haustechnik lassen sich zwar in der Steuerung der Sprachassistenten einzelnen Räumen und Gruppen zuordnen. Logische Beziehungen zwischen verschiedenen Funktionen stellen die Sprachassistenten selbst aber bislang nicht her: Alexa kann zwar Licht und Rollos bedienen. Dass aber automatisch das Licht angeht, sobald Rollläden herunterfahren und jemand zu Hause ist, das muss separat im zugehörigen Smarthome-System programmiert werden, das Alexa wiederum als Fernbedienung nutzt.

Sonderfall Apple

Etwas anders sieht es bei Apple aus. Parallel zur Entwicklung des Spachassistenten baute der Hersteller ein eigenes Smarthome-System in sein Betriebssystem iOS ein: HomeKit. 2014 war davon erstmals die Rede, mittlerweile gibt es vor allem im Nachrüstungsbereich eine wachsende Zahl vernetzter Geräte und Systeme, die sich in das HomeKit-System integrieren lassen. Apple verlangt dabei einen hohen Standard in der Datenverschlüsselung, sodass die Zahl der integrierbaren Systeme noch überschaubar ist. Doch bereits im Frühjahr 2018 wurden eine ganze Reihe Geräte vorgestellt, die sogar ganze KNX-BUS-Installationen oder EnOcean-Funksysteme mit all ihren Komponenten in Apple HomeKit integrieren.

Der Unterschied zu Amazon Alexa und Google Home: Apple HomeKit ist selbst ein vollständiges Smarthome-System, in dem sich alle verknüpften Produkte gemeinsam steuern und automatisieren lassen. HomeKit lässt sich über die integrierte Home-App in iPhone oder iPad steuern – oder auch über Programme anderer Entwickler wie etwa „Homedash“.

Siri und der HomePod sind damit keine zusätzlichen Fernbedienungen, sondern ein integraler Teil des Smarthome-Systems. Der Smartspeaker kann sogar als Smarthome-Zentrale im Haus dienen und so die Fernsteuerung der verbundenen Komponenten von außerhalb über das Internet ermöglichen.

Gerade für Installationsprofis ist das eine interessante Entwicklung: Sie können künftig Häuser mit Basisfunktionen wie Licht, Rollos oder Heizung vernetzen und die Komponenten in HomeKit integrieren. Der Nutzer kann dann eigene HomeKit-Produkte nachrüsten, diese in die Steuerung einbinden und auf dem iPhone selbst Szenen programmieren.

Heizung meist noch sprachlos

Während unter den Smarthome-Systemen die Sprachsteuerung eine immer wichtigere Rolle spielt, lassen sich die per App und Internet steuerbaren Gateways der großen Heizungshersteller bislang nicht direkt per Alexa, Google oder Siri ansprechen. Vernetzte Gateways wie Bosch Junkers EasyControl, Buderus Logamatic oder das Vaillant Multimativ 700 Interface bieten zwar über die zugehörigen Apps eine Fernbedienung und -Programmierung der Heizung via WLAN oder Internet. Abgesehen vom Junkers-Gateway, für das eine Alexa-Skill angekündigt wurde, gibt es aber noch keine eigenen Sprachsteuerungen. Erst die Integration in ein passendes Smarthome-System – häufig mithilfe zusätzlicher Gateway-Geräte – können Nutzer auch mal sagen „Hey, Google, mach das Wohnzimmer zwei Grad wärmer!“

Mit Nachrüstsystemen wie etwa dem Tado Smart Thermostat lassen sich dagegen alle Sprachassistenten gleichzeitig um die Heizungsregelung scharen. Tado steuert Thermen vieler Hersteller direkt an und kann parallel dazu auch die Wärmeübergabe an einzelnen Heizkörpern und Fußbodenheizkreisen individuell regeln. Das System unterstützt dabei alle drei Sprachassistenzsysteme. Allerdings setzt die intelligente Heizungsregelung vor allem auf ihre Automatik nach An- und Abwesenheit sowie nach Zeitplänen. Sprachbefehle sind hier nur dazu vorgesehen, um die Temperatur in bestimmten Räumen vorübergehend anzupassen.

Sprachsteuerung, bitte kommen!

Sprachsteuerung geistert seit den 1990er-Jahren durch die Computerszene, doch so langsam wird ein Schuh daraus. Die aktuellen Smartspeaker lösen zwar nicht urplötzlich jede Frage der Heimsteuerung. Aber immerhin haben Amazon, Apple und Google Produkte entwickelt, welche die Online-Kommunikation auf eine neue Ebene heben: Statt Fingertippen lassen sich Befehle jetzt leicht erlernbar verbal geben.

Natürlich wirft das neue Fragen auf. Zum Beispiel: Wer schützt meine Daten und meine Privatsphäre, wenn ein Onlinedienst aus den USA alle Sprachbefehle mithört, verarbeitet und speichert? Hier sind die Anbieter gefordert: Zu einer umfassenden Sprachsteuerung gehört auch ein transparentes Privacy- und Sicherheitskonzept sowie hackersicherer Datenschutz in den Rechenzentren der Anbieter.

Autor

Reinhard Otter ist Fachjournalist aus Stuttgart. Er ist Spezialist für Themen rund um Smarthome und das „Internet of Things“. otter@r-ot.de www.r-ot.de