Das von Kalk, Rost und Biofilmen betroffene Gebäude besteht aus insgesamt 170 Wohn- und Geschäftseinheiten und wurde in den 80er-Jahren errichtet. Die Bewohner klagten über deutliche Wasserverfärbungen und „unappetitliche Brühe“ aus den Entnahmestellen. Das Bauwerk verfügt über insgesamt 63 Steigleitungen, die von einer zentralen Stelle aus das Trinkwasser im Gebäudekomplex verteilen. Dem Baualter der Installation entsprechend waren die bis zu 4200 m langen Rohrleitungen aus schmelztauchverzinkten Eisenwerkstoffen, die im Laufe der Jahre unter Korrosion zu leiden hatten und in denen durch Kalkablagerungen teilweise auch die Querschnitte der Leitungen deutlich verkleinert waren.
Verengte Leitungen durch Korrosion und Ablagerungen
Eine Gefährdungsanalyse ergab, dass die Veränderungen der Trinkwasserqualität ausschließlich auf Korrosionsvorgänge, Sedimentierung und Querschnittsverengungen im Rohrleitungssystem zurückzuführen waren sowie auf eine mangelhafte Durchströmung und Temperaturhaltung in einzelnen Leitungsteilen. Demnach bestand eine realistische Chance, den erhaltungswürdigen Bestand der Installation durch geeignete Sanierungsmaßnahmen zu sichern.
Da eine Reinigung der Installation im Rahmen einer Sanierung nur dann nachhaltig wirksam ist, wenn die Maßnahmen jeden Bereich und alle Abschnitte einer Trinkwasserinstallation erreichen können, mussten im Vorfeld als bauliche Maßnahme sämtliche Rohrbe- und -entlüfter, Stagnations- und Totleitungen entfernt werden. Um in den Rohrleitungen Inkrustationen und Biofilme zu entfernen, war zunächst ein Spülen mit Wasser und Luft erforderlich unter Zugabe der Wirkstoffkombination Giroclean P, nachdem die Stagnationsleitungen vollständig entfernt worden waren.
Ausfräsung besonders hartnäckiger Verkrustungen
Da einige Einzelanschlussleitungen durch Verkrustungen und Ablagerungen derart verengt waren, versprach eine reine Spülung wenig Erfolg. Deshalb wurden solche Leitungsteile zunächst mit einer flexiblen Welle ausgefräst, um wieder für einen entsprechenden Durchfluss zu sorgen. Das gewählte Sanierungsverfahren Giroclean, bei dem es sich um eine zerstörungsfreie Installations-Instandsetzung handelt, bestand im Wesentlichen aus drei Schritten:
1. Rohrspülung, Reinigung und Desinfektion der 63 Leitungsstränge des Gebäudes und des zugehörigen Leitungssystems im Sondereigentum (Küchen, Bäder, WCs);
2. Einbau von sensorgesteuerten Regelventilen (sogenannte Giromaten) in die 63 Leitungsstränge, welche den Wasserwechsel und die Wasserdynamik gewährleisten, sowie einen zeit-, mengen- und temperaturgesteuerten Wasserwechsel in den Strängen sicherstellen und dies dokumentieren.
3. Dosierung von alkalisierenden und deckschichtbildenden Mineralstoffen Girotec zur Vermeidung von Korrosionsschäden über eine Dosieranlage.
Dabei war es zwingend erforderlich, dass das gesamte Leitungssystem im Gemeinschafts- und im Sondereigentum gemeinsam saniert wurde. Die Vermeidung mikrobiologischer Vorgänge und von Korrosion wird durch den gesteuerten Wasserwechsel der Spül- und Regulierventile erreicht. Ist ein hydraulischer Abgleich in einem System nicht vorhanden, muss dieser zwingend nachgerüstet werden. In Bestandsanlagen ist jedoch eine genaue Berechnung der Strömungswiderstände und Druckverluste nahezu unmöglich. Im vorliegenden Fall wurden die Temperatur- und Druckverluste in Anlehnung an DVGW W 553 (A) näherungsweise berechnet.
Steuerung über einen Router in der Firmenzentrale
Auf die Nachrüstung herkömmlicher Regulierventile wurde jedoch verzichtet und stattdessen wurde in allen 63 Strängen jeweils am Ende des Zirkulationsstrangs ein elektrisch angesteuertes Motorventil installiert, das über einen Temperatursensor eine permanente Datenaufzeichnung gewährleistet. Die Daten der Öffnungsgrade aller 63 Motorventile und der Temperatursensoren werden automatisch erfasst und über einen Router in die Zentrale von Girolami übertragen. Bei eventuellen Störungen kann von dieser Zentrale aus korrigierend eingegriffen werden. Mit diesem permanenten Monitoring konnten die Öffnungswerte der einzelnen Ventile dann so eingestellt werden, dass in jedem Strang automatisch die vorgeschriebene Mindesttemperatur von 55 °C nicht mehr unterschritten wird. In der Sammel-Zirkulationsleitung, kurz vor dem Wiedereintritt in den Trinkwassererwärmer, wurde zudem ein weiteres motorgesteuertes Ventil als Spüleinrichtung installiert. Über die zentrale Ansteuerung einzelner Motorventile können so einzelne Zirkulationsstränge gezielt gespült werden, um Ablagerungen und Biofilmbildung zu verhindern.
Schützende Deckschicht zur Vermeidung von Korrosion
Über eine Dosieranlage werden anschließend Mineralstoffe in das Leitungssystem eingegeben (Girotec). Diese Mineralstoffe ermöglichen den kontrollierten Aufbau einer schützenden, alkalisierten Deckschicht an der Innenwand der Leitungen und damit die Behebung und Vermeidung von Korrosionsschäden. Sowohl nach Reinigungs- als auch nach Desinfektionsmaßnahmen sind zum Nachweis des Erfolgs der Maßnahme und entsprechend zur Dokumentation einer mikrobiologisch einwandfreien Trinkwasserbeschaffenheit an repräsentativen Entnahmestellen Untersuchungen erforderlich.
Geringe Beeinträchtigung der Wohnungsnutzer
Für die vollständige Sanierung aller 63 Stränge mit den zugehörigen Leitungen im Sondereigentum wurde insgesamt etwa ein halbes Jahr benötigt. Dabei wurden die Wohnungsnutzer jeweils nur während der beiden Tage beeinträchtigt, an denen der für ihre Wohneinheit zu versorgende Strang behandelt wurde.
Das vorhandene Rohrleitungssystem konnte erhalten werden und die Investition zur Sanierung des Systems betrug nur einen Bruchteil der Summe, die für eine vollständige Neuinstallation erforderlich gewesen wäre. Weitere Infos zum Sanierungsverfahren unter