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Energiepolitik verfehlt ihre Ziele

Fakten zum Energieverbrauch

Inhalt

Um eine Vorstellung von den mit der Energiewende einhergehenden Herausforderungen zu erhalten, lohnt sich ein Blick in die jüngere Vergangenheit und die derzeitige Ausgangssituation hinsichtlich der Verteilung des Energieverbrauchs in Deutschland. Nach den Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurde für Deutschland im Jahr 2010 ein Primärenergieverbrauch von insgesamt 14057 PJ ermittelt (Bild 2), eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 622 PJ entsprechend +4,6 %. Damit lag der Energieverbrauch fast wieder auf dem Niveau des Jahres 2007.

Die Struktur des Primärenergieaufkommens hinsichtlich der Anteile der einzelnen Energieträger veränderte sich auch 2010 wieder nur geringfügig, so wie in den Vorjahren. Somit blieb die bisherige Struktur prinzipiell erhalten. Das Mineralöl war mit seinem leicht gesunkenen Anteil von 33,3 % weiterhin der wichtigste Energieträger in der Energieversorgung. An zweiter Stelle stand das Erdgas mit einem gleich gebliebenen Anteil von 21,9 %. Einen Anstieg des Anteils um +1,1 % hatte die Steinkohle mit 12,2 % und einen Rückgang um –0,5 % die Braunkohle mit 10,8 % zu verzeichnen. Der Anteil der Kernenergie veränderte sich leicht um –0,1 % auf 10,9 %. Bei den erneuerbaren Energieträgern konnte der Anteil in der Primärenergiebilanz um +0,5 % auf 9,4 % gesteigert werden. Sie tragen damit trotz enormer Unterstützung und Förderung weiterhin erst im einstelligen Bereich zur Bedarfsdeckung der Primärenergienachfrage bei (Bild 3).

Der Außenhandelssaldo Strom war im Jahr 2010 mit +17,0 Milliarden kWh positiv, das heißt, es wurde mehr Strom exportiert (59,0 Milliarden kWh) wie importiert (42,0 Milliarden kWh), wobei deutlich mehr Strom (+4,1 Milliarden kWh) exportiert wurde wie im Vorjahr, aber auch die Importe um +1,4 Milliarden kWh anwuchsen. Die Exporte und Importe werden stimuliert durch die jeweiligen Eigenschaften der nationalen Stromwirtschaften und gleichen regionale und zeitliche Unterschiede bei Nachfrage und Angebot aus. Der meiste Strom wurde aus Frankreich, Tschechien und Österreich importiert, während die Exporte schwerpunktmäßig nach Österreich, in die Schweiz und die Niederlande gingen. Bei der Beurteilung dieser Mengen ist also zu beachten, dass es sich bei dem größten Teil um Transitmengen und Ringflüsse im Rahmen des europäischen Stromaustauschs handelt.

Ausgesprochen ehrgeiziges Ziel bei der Produktivitätssteigerung

Der Anstieg des Primärenergieverbrauchs (+4,6 %) war mit einem schwächeren Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes (+3,6 %) sowie einem im Vergleich zum Primärenergieverbrauch etwas schwächeren Anstieg des Bruttostromverbrauchs (+4,3 %) verbunden. Dies zeigt wiederum den starken witterungs-, energiepreis- und konjunkturbedingten Einfluss auf die Höhe des Primärenergieverbrauchs. Die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Energieintensität (Primärenergieverbrauch PEV bezogen auf die wirtschaftliche Leistung, ausgedrückt in GJ je 1000 Euro BIP) ist in Deutschland seit vielen Jahren rückläufig (Bild 3). Legt man der Betrachtung effektive Verbrauchswerte zugrunde, ergibt sich für den Zeitraum 1990 bis 2010 eine Verbesserung dieses Energieverbrauchsindikators um 28 %, d. h. im Durchschnitt um ca. 1,6 % pro Jahr. Die größten Effizienzverbesserungen wurden in der Periode 1990 bis 1995 erzielt (2,5 % pro Jahr). Im Zeitraum 1995 bis 2000 ging diese Kennziffer um durchschnittlich 1,8 % pro Jahr zurück und erreichte von 2000 bis 2010 einen Wert von 1,1 % pro Jahr. Die Energieproduktivität ist der Kehrwert dieser Energieintensität. Sie ist eine statistische Kennziffer, die die Wirtschaftsleistung (BIP) angibt, die mit einer Einheit des Primärenergieverbrauchs erstellt worden ist. Die durchschnittliche Wachstumsrate der Energieproduktivität in Deutschland beträgt für den Zeitraum 1990 bis 2010 1,65 % pro Jahr. Während von 1990 bis 1995 ein Wert von 2,6 % pro Jahr zu verzeichnen war (Wiedervereinigungseffekt), ergibt sich für den Zeitraum 2000 bis 2010 nur ein Anstieg von 1,1 % pro Jahr. Vor diesem Hintergrund ist die politische Forderung nach einer Verdopplung der Energieproduktivität im Zeitraum von 1990 bis 2020 ausgesprochen ehrgeizig. Sie würde eine Steigerung des langjährigen Trends um 80 % und sogar fast eine Verdreifachung gegenüber der seit 2000 erzielten Produktivitätssteigerung bedeuten.

Langfristige Planung dominiert Struktur der Stromerzeugung

Der Bruttostromverbrauch in Deutschland ist 2010 auf 604,0 Milliarden kWh gestiegen (2009: 578,9 Milliarden kWh). Hier wurde der Verbrauchsanstieg vor allem durch die überraschend schnelle Erholung der deutschen Volkswirtschaft nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst. In der Strombereitstellung, in die neben dem Stromaußenhandelssaldo die inländische Erzeugung mit eingeht, dominiert in Deutschland (Bild 4) gegenwärtig der Einsatz von Kernenergie (22,6 %), Stein- (18,7 %) und Braunkohle (23,7 %). Diese Struktur ist das Ergebnis von langfristigen Investitionsentscheidungen und kurzfristigen Einsatzplanungen. Da die Lebensdauer der Anlagen je nach Brennstoff und Fahrweise 35 Jahre und mehr erreichen kann, ist die Zusammensetzung des Kraftwerksparks zu einem bestimmten Zeitpunkt das Ergebnis ökonomischer, ökologischer, regionaler und energiepolitischer Einflussfaktoren, die z.T. weit in die Vergangenheit zurückreichen. So ist die Entscheidung für den Bau von Steinkohlekraftwerken bei mehr als der Hälfte der gegenwärtigen Anlagen vor zwanzig Jahren und mehr gefallen; zu einer Zeit also, als für die Steinkohleverstromung noch grundlegend andere Rahmenbedingungen galten als heute. Die kurzfristige Einsatzplanung der Kraftwerke im Rahmen eines gegebenen Anlagenparks hängt allein von den variablen Kosten ab, die von den Brennstoffkosten dominiert werden.

Braunkohle, Kernbrennstoffe und Laufwasser verursachen im Vergleich zu anderen Brennstoffen relativ niedrige variable Kosten. Diese Stromerzeugungstechniken werden deshalb ausschließlich im Dauerbetrieb (zwischen 7000 Stunden bei Braunkohle und 8000 Stunden bei Kernenergie) genutzt. Somit entfällt mehr als die Hälfte der Erzeugung auf diese drei Energieträger bzw. Techniken.

Für die Abdeckung der Lastspitzen sind diese Grundlast-Kraftwerke allerdings nur begrenzt geeignet, da sie im Betrieb hoch ausgelastet sind oder ihr Einsatz aus dem Reservebetrieb in der Regel erst nach längeren Startzeiten, also nicht auf Abruf erfolgen kann. Außerdem würden beim Einsatz von Grundlast-Kraftwerken in der Mittel- und Spitzenlast die Kapitalkosten exponentiell steigen. Für die Mittel- und Spitzenlast eignen sich daher vor allem Kraftwerke mit niedrigen Kapitalkosten, deren variable Kosten allerdings zum Teil deutlich über den entsprechenden Kosten der Grundlast-Kraftwerke liegen. Dazu gehören für den Bereich der Mittellast-Kraftwerke auf Basis von Steinkohle und für die Abdeckung der Lastspitzen Erdgas und in engen Grenzen auch Heizöl.

Biomasse ist bei den erneuerbaren Energien vorne

Die erneuerbaren Energien trugen im Jahr 2010 insgesamt mit 1322 PJ zum Primärenergieverbrauch in Deutschland bei. Gegenüber dem Verbrauch 2009 mit 1201 PJ war dies eine Steigerung um 121 PJ, was einen Anstieg von 10,1 % bedeutet. Damit erhöhte sich wiederum der Anteil am Gesamtverbrauch von 8,9 auf 9,4 %. In diesen aggregierten Daten sind für die Energiebilanz eine Vielzahl von verschiedenen Energieträgern und Verwendungsarten zusammengefasst. Deshalb werden die Beiträge der wesentlichsten erneuerbaren Energieträger hier gesondert aufgeführt. Mit einem Anteil von rund 62 % an der Bereitstellung war die Biomasse der bedeutendste erneuerbare Energieträger, dabei wurden 45,6 % zur Stromerzeugung eingesetzt, 42,2 % zur Wärmegewinnung und 12,2 % zur Kraftstofferzeugung.

2010 sank das Primärenergieaufkommen durch Windkraft um 8 PJ auf 131 PJ ab, ein Rückgang von –5,5 % gegenüber 2009. Der Beitrag dieses Energieträgers am gesamten Primärenergieaufkommen verblieb damit bei einem Anteil von knapp 1,0 %, obwohl sich die installierte Leistung aller Windenergie­kon­verter im Laufe des Jahres um 1440 MW (+5,6 %) auf nunmehr 27200 MW bei mittlerweile 21600 installierten Anlagen erhöhte. Entscheidend war das extrem schwache Windangebot des Jahres 2010, das gegenüber einem klimatisch normalen Jahr besonders gering ausfiel, wobei auch schon die Jahre 2008 und 2009 mit ihrem Windangebot unter dem langjährigen Mittelwert lagen. Hinzu kommt, dass zunehmend Standorte mit schwächerem Windangebot integriert werden, da verständlicherweise zuerst die besten Standorte erschlossen wurden. Die Windkraft hat einen Anteil von 5,9 % an der Bruttostromerzeugung.

Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg im Vergleich zu 2009 um +3,3 % an, ihr Beitrag zum Primärenergieaufkommen erreichte 74 PJ und weist damit einen stagnierenden Anteil von 0,5 % in der Primärenergiebilanz 2010 auf. In den Wasserkraftwerken (einschließlich der Pumpspeicherwerke) wurden mit 26,1 Milliarden kWh 4,2 % der Bruttostromerzeugung abgedeckt. Bei der Betrachtung dieses Wertes ist allerdings zu beachten, dass darin auch die Pumpstromerzeugung mit 6,5 Milliarden kWh enthalten ist. Direkt aus der sich erneuerbaren Energie des Wassers stammen 19,5 Milliarden kWh. Der Anteil der regenerativen Wasserkraft an der Bruttostromerzeugung beträgt damit 3,2 %.

Aus der Verstromung von Biomasse (ohne biogenen Anteil am Abfall) ergab sich eine Erzeugung von 28,5 Milliarden kWh, ein Anteil von 4,6 % an der Bruttostromerzeugung. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik verdreifachte sich seit 2008 und lieferte 11,9 Milliarden kWh in 2010. Die besondere finanzielle Förderung der Photovoltaik zur Markteinführung bewirkte bisher nur den geringen Anteil von 1,9 % an der Bruttostromerzeugung. Insgesamt waren die erneuerbaren Energien 2010 mit 17,0 % am Bruttostromverbrauch beteiligt. Damit hat Deutschland durch die staatliche Förderung der erneuerbaren Energien das von der EU für Deutschland für 2010 gesteckte Mindestziel von 12,5 % deutlich übertroffen.

Der Netzausbau hat gewaltigen Nachholbedarf

Bezüglich des Ausbaus der erneuerbaren Energien für die Stromerzeugung hat die Deutsche Energie-Agentur (Dena) am 23. November 2010 die Ergebnisse einer neuen Netzstudie vorgestellt, wonach bis zum Jahr 2020 der Neubau von 3600 km Höchstspannungsleitungen (380 kV) für knapp 10 Milliarden Euro erforderlich wäre. Diese Neubauten sollen zusätzlich zu den 850 km Hochspannungsleitungen errichtet werden, die bereits in der vor fünf Jahren vorgelegten Netzstudie als Neubaubedarf bis 2015 genannt wurden. Die damals für notwendig gehaltenen Netzverstärkungs- und Netzausbaumaßnahmen werden in der neuen Studie als realisiert zugrunde gelegt, obwohl tatsächlich bisher nur etwa 90 km neu gebaut wurden. Bis 2020 entsteht so ein Neubaubedarf von 4360 km, während in der ersten Studie noch von insgesamt 1900 km die Rede war. Begründet wird dieser angebliche Bedarf wie schon bei der ersten Netzstudie mit der geplanten Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bzw. dem notwendigen Abtransport des hauptsächlich im Norden Deutschlands an Land oder vor der Küste erzeugten Windstroms. Die zweite Netzstudie soll die erste mit Blick auf die mittlerweile höher gehängten Ziele der Bundesregierung ergänzen und korrigieren, denn im Energiekonzept 2050 ist bis 2020 ein Erneuerbaren-Anteil von 35 % an der Stromerzeugung vorgesehen.

Hinsichtlich der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien garantiert das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine Einspeisevergütung über einen Zeitraum von 20 Jahren. Unterstellt man, dass die Photovoltaik oder Windenergie ab 2010 nicht mehr ausgebaut würden, so beliefen sich die kumulierten Fördersummen bis Ende 2029 auf rund 59 Milliarden Euro im Fall der Photovoltaik und auf etwa 47 Milliarden Euro bei der Windenergie (Bild 6). Im Vergleich zu den bislang erbrachten Fördersummen entsprechen die kumulierten Gesamtsummen also einem Vielfachen davon.

Das EEG zielt darauf ab, im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen. Analysiert man in diesem Kontext die vermiedenen CO2-Emissionen und ermittelt mithilfe der EEG-Förderung die CO2-Vermeidungskosten der erneuerbaren Energieträger Sonne, Wind und Biomasse, so resultieren daraus die in Bild 7 dargestellten Ergebnisse. Insbesondere die photovoltaische Energienutzung weist mit CO2-Vermeidungskosten von 850 Euro/t sehr hohe Werte auf.

Forschung bringt mehr Nutzen als Subventionen

Da hier nicht der Raum ist, auf alle erneuerbaren Energien detailliert einzugehen, sollen exemplarisch für die Windenergie die Entwicklung und die Perspektiven näher analysiert werden. Die technische Entwicklung im Bereich der Windenergieanlagen ist durch ­eine kontinuierliche Steigerung der Einheitsleistung von rund 30 kW in 1980 auf heute 2000 bis 5000 kW gekennzeichnet. Die spezifischen Investitionskosten der Windkonverter sanken von 1400 Euro/kW in 1990 auf rund 1050 Euro/kW in 2009, wobei seit Mitte der 90er-Jahre ein deutlich abgeschwächter Kostensenkungstrend zu beobachten ist.

Trotz eines Fördervolumens von 16,6 Milliarden Euro bis Ende 2009 konnte ein wichtiges Förderziel, nämlich die Stromerzeugung zu konkurrenzfähigen Kosten, nicht erreicht werden. Die Kosten des Windstroms liegen heute, bei Berücksichtigung der Back-up-Kosten für die nicht gesicherte Leistungsbereitstellung, je nach Windverhältnissen am Standort zwischen 80 und 140 Euro/MWh und sind damit etwa zwei- bis viermal so hoch wie die Stromgestehungskosten konventioneller Kraftwerke. Welche Kostensenkungspotenziale im Zeitverlauf zu erreichen sind, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Untersucht man für die Vergangenheit den Einfluss von Mitteln für Forschungs- und Entwicklungsförderung (FuE) und Mitteln zur Markteinführung, insbesondere EEG-Vergütungszahlungen, auf die Kostenentwicklung von Windenergieanlagen, so lässt sich ein Zusammenhang derart identifizieren, dass primär FuE-Mittel zu einer Kostensenkung beigetragen haben. Berücksichtigt man, dass sich die kumulierten FuE-Mittel bis Ende 2009 auf weniger als 0,8 Milliarden Euro belaufen haben, und vergleicht man diesen Wert mit bislang aufgelaufenen EEG-Fördermitteln in Höhe von rund 16,6 Milliarden ­Euro bis Ende 2009, so lässt sich daraus ableiten, dass sich bei den erneuerbaren Energien für die Zukunft wieder ein stärkerer Fokus auf die Förderung von Forschung und Entwicklung anbietet.

Im Bereich der thermischen Nutzung der Solarenergie wurden im Jahr 2010 19 PJ und durch die Geothermie 20 PJ Wärme bereitgestellt, was ihre derzeit marginale Bedeutung verdeutlicht. Der Beitrag der erneuerbaren Energien im Bereich Kraftstoffe blieb in 2010 mit 126 PJ auf dem Niveau von 2009. Müll (biogener Anteil) war mit 96 PJ am Energieaufkommen beteiligt.

Aktuell stellen biogene Festbrennstoffe den überwiegenden Teil der regenerativen Wärmeerzeugung dar. Von den bis heute erreichten 7,5 % des Endenergieverbrauchs für Wärme gehen mit mehr als 200 PJ alleine 4 Prozentpunkte auf das im Haushaltssektor genutzte Brenn- und Kaminholz zurück.

Mit 48,4 % wurde die Beheizungsstruktur im Wohnungsbestand 2010 noch von Erdgasheizungen dominiert. 29,6 % der Wohnungen sind mit Heizöl versorgt. Der Anteil der fernwärmeversorgten Gebäude nahm erneut leicht zu und erreichte einen Anteil von 12,8 %. Im Neubau wurde 2010 das EEWärmeG zu etwa 66 % durch Solarthermieanlagen, Holz- oder Pelletheizungen, Umwelt- oder Erdwärmepumpen erfüllt. Rund 33 % der Hausbesitzer wählten eine Übererfüllung der Dämmstandards oder den Anschluss an Nah- oder Fernwärmeversorgungssysteme. Insgesamt wurden 2010 9,9 % der Neubauten mit Holz- oder Pelletheizung bzw. 25 % mit Wärmepumpen ausgestattet. 13,2 % der Neubauten wurden an die Nah- oder Fernwärmeversorgung angeschlossen. Der Anteil der Erdgas-Heizungen (zumeist Brennwertkessel) mit 50,2 % aller Neubauten und von Heizöl mit 2 % ist weiter rückläufig.

Stromerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung

Im Jahr 2010 wurden insgesamt 86,2 TWh KWK-Strom erzeugt. Im Vergleich zu 2009 kam es vor allem aufgrund des weiteren Zubaus von KWK-Anlagen auf Basis von Biomasse und Biogas zu einem Anstieg der KWK-Stromerzeugung um 2,6 TWh. In den nach 2009 modernisierten KWK-Anlagen wurden im vergangenen Jahr insgesamt rund 0,94 TWh KWK-Strom produziert. In hocheffizienten kleinen KWK-Anlagen, die nach 2009 in Betrieb gegangen sind, wurden rund 0,39 TWh Strom erzeugt. Insgesamt wurden 2010 rund 19,5 TWh KWK-Strom über das Kraft-Wärme-Kopplungs-Modernisierungs-Gesetz (KWKGModG 2009) gefördert. Dadurch, dass der KWK-Strom aus zwischen 2002 und 2005 modernisierten alten Bestandsanlagen in 2011 nicht mehr gefördert wird, reduziert sich der geförderte KWK-Strom im Jahr 2011 um rund 5 TWh.

Die im Rahmen des KWKGModG 2009 gewährte Förderung des Neubaus oder Ausbaus von Wärmenetzen führte in 2010 dazu, dass etwa 51% Neubau- und 46 % Ausbau-Projekte gefördert werden. Bezogen auf die Nennweiten wurden rund 40 % aller Anträge für Rohrweiten über DN 100 und 18% für Rohrweiten unter DN 30 gestellt. Insgesamt wurden rund 18 % der Investitionen der Wärmenetzkosten bezuschusst.

Ziele der Bundesregierung sind nicht erreichbar

Die energiebedingten CO2-Emissionen konnten in Deutschland seit 1990 bis zum Jahr 2010 um 23,8 % oder durchschnittlich um 1,35 % pro Jahr vermindert werden (Bild 8), bedingt durch die Entwicklung der klimatischen und demografischen Rahmendaten sowie aufgrund der Konjunkturentwicklung und der Energieeinsparerfolge. Gegenüber 2009 sind die tatsächlichen energiebedingten CO2-Emissionen in 2010 um +4,6 % auf rund 722 Millionen t gestiegen. Ursachen hierfür waren die wieder anlaufende Produktion in Folge der Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise und die temperaturbedingten Einflüsse, insbesondere mit steigenden Verbräuchen bei der Steinkohle und beim Erdgas. Damit konnte aber das aus dem Makroplan des Nationalen Allokationsplans (NAP II) abgeleitete Ziel für die energiebedingten CO2-Emis­sionen in der Kyoto-Periode 2008/12 in Höhe von rund 775 Millionen t, mit denen dann das Kyoto-Ziel der Minderung um 21 % für die gesamten Treibhausgasemissionen eventuell erreicht werden könnte, in 2010 wiederum deutlich unterschritten werden. Ob sich diese Tendenz stabilisieren lässt, bleibt abzuwarten, wobei insbesondere von Bedeutung ist, in welcher Stärke und für wie lange sich die konjunkturelle Erholung bemerkbar machen wird und wie sich dies auch in der Entwicklung des Energieverbrauchs und seiner Struktur niederschlagen werden wird. Der Trend der letzten 20 Jahre würde zumindest nicht ausreichen, das Ziel der Bundesregierung einer Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40% gegenüber 1990 zu erreichen.

Insgesamt spricht die Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit eine deutliche Sprache. Die erneuerbaren Energien sind zum einen derzeit immer noch weit von einer wirtschaftlichen Markteinführung entfernt. Zweitens wurden die Ziele für den notwendigen Ausbau der Stromnetze bislang deutlich verfehlt. Drittens sind die Erfolge beim Klimaschutz in den letzten Jahren rückläufig, die in den frühen 1990er-Jahren erreichten Reduktionen bei den energiebedingten CO2-Emis­sio­nen werden nicht mehr erreicht. Es bietet sich deshalb an, die Strategie für die Zukunft der Energieversorgung an die derzeitigen Gegebenheiten und Erkenntnisse anzupassen. Bei den erneuerbaren Energien sollte über Forschung und Entwicklung die Erreichung der Marktnähe angestrebt werden, beim Klimaschutz sollten die nationalen Bemühungen besser mit den europäischen und internationalen Vorgehensweisen harmonisiert werden, sodass die Belastung der Verbraucher und der Unternehmen auch zukünftig auf ein sozial- und wirtschaftsverträgliches Maß begrenzt werden kann.

INFO

Astronomisch große Zahlen

Ähnlich große Zahlen wie bei den allwöchentlichen Eurorettungen braucht man auch bei der nationalen Energieversorgung. Zur Orientierung ein kleiner Überblick:


INFO

Verbrauchsprofile

Der Endenergieverbraucher ist nicht unmittelbar am Erwerb bestimmter Energieträger, sondern an deren Nutzen interessiert. Die Kraftstoffnachfrage der privaten Haushalte beispielsweise dient letztlich der Befriedigung der Mobilitätsbedürfnisse, der Einsatz elektrischer Energie in der Industrie kann zur Deckung der Nachfrage an Prozess- oder Wärmeenergie zum Betrieb von Elektrolysen (Aluminium, Chlor usw.) oder Elektrostahlöfen dienen oder den Bedarf an Antriebsleistung (Elektromotoren, Pumpen, Kompressoren oder Mahlanlagen) befriedigen.

Der Prozess der Umwandlung endet somit nicht mit der Lieferung von Energie an die Letztverbraucher. Vielmehr wandeln diese unter Einsatz unterschiedlicher Kapitalgüter (Industrieanlagen, Pkw oder Heizungsanlagen) die End- in Nutzenergie um, also z. B. Strom in Antriebsenergie oder Licht. Der Endenergieverbrauch kann nach den Anwendungsbereichen

Raumwärme

Warmwasser

sonstige Prozesswärme (ohne Warmwasser)

mechanische Energie und

Beleuchtung

differenziert werden. Dabei zeigt sich ein relativ heterogenes Bild der Nutzenergieverwendung (Bild 5). In der Industrie wird der mit Abstand größte Teil des Energieverbrauchs als Prozesswärme (64%) und zu Antriebszwecken (26 %) genutzt. Hingegen dominiert bei den privaten Haushalten der Einsatz zur Beheizung von Wohnraum mit einem Anteil von 72 % am gesamten Energieverbrauch. Im Verkehrssektor werden 99 % als Antriebsenergie genutzt.

Autor

Dr. Ulrich Fahl ist Abteilungsleiter Energiewirtschaft und Systemtechnische Analyse (ESA) am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart, 70565 Stuttgart, Telefon (07 11) 6 85-8 78 30, ulrich.fahl@ier.uni-stuttgart.de­, https://www.ier.uni-stuttgart.de/

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