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Heizungstechnik

Neubau: Trend zur Wärmepumpe beschleunigt sich

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Auf der Basis „primärer Energieträger / primäres Heizsystem“ bei neu genehmigten Wohnungen ist die Heizungs-Wärmepumpe nach dem Wachwechsel 2020 inzwischen klarer Marktführer. Gas-Heizungen werden im Neubau bald nur noch Nischen bedienen.

Beheizungsstruktur bei neu genehmigten Wohnungen 2000 bis 2020 und bis August 2021.

AG Energiebilanzen

Beheizungsstruktur bei neu genehmigten Wohnungen 2000 bis 2020 und bis August 2021.

Bis 2005 war Erdgas bei den Baugenehmigungen von Wohnungen mit einem Anteil von rund 75 % unangefochten die erste Wahl. Wäre Erdgas flächendeckender verfügbar gewesen, wäre die Dominanz noch ausgeprägter gewesen. Seitdem hat ist der Marktanteil drastisch geschrumpft. Im Jahr 2020 haben elektrisch angetriebene Wärmepumpen mit einem Marktanteil von 35,5 % die Spitzenposition übernommen, Erdgas war auf 33,3 % zurückgefallen. Nur ein Jahr zuvor lag Erdgas noch mit fast 7 Prozentpunkten vor der Wärmepumpe.

Dass es sich dabei nicht um eine kurzzeitige Schwäche durch Sondereffekte gehandelt hat, ist inzwischen klar. Der Bericht „Energieverbrauch in Deutschland. Daten für das 1. bis 3. Quartal 2021“ der AG Energiebilanzen weist bei den neu genehmigten Wohnungen (inkl. neu genehmigten Wohnungen in Bestandsgebäuden) einen Marktanteil von 43,9 % für die Wärmepumpe und nur noch 26,6 % für Erdgas aus. Erfasst sind dabei die Kalendermonate Januar bis August 2021. Beim vorherigen Bericht (Januar bis Mai 2021) lagen Heizungs-Wärmepumpen bei 39,2 % und Erdgas bei 27,8 %. Der Abstand ist damit in nur drei Monaten von 11,4 auf 17,7 Prozentpunkte gestiegen.

Der Abstieg dürfte sich noch erheblich beschleunigen

Treiber für den schnell gewachsenen Marktanteil elektrisch angetriebener Wärmepumpen dürfte insbesondere die attraktive Förderung elektrischer Wärmepumpen auch für Neubauten über das Marktanreizprogramm im Jahr 2020 (ab 2021 teilweise in der Bundesförderung für effiziente Gebäude, BEG) gewesen sein. Zudem steht Erdgas bei immer weniger Neubauprojekten in neu erschlossenen Baugebieten überhaupt als Energieträger zur Wahl. Die abnehmende Verfügbarkeit beschleunigt die Wärmewende.

Und sobald die Neuerungen bei der BEG ab 1. Juli 2021 sich in den Baugenehmigungen wiederfinden, wird die Gas-Heizung noch stärker unter Druck geraten. Die Förderbedingungen und Zuschüsse sind so attraktiv, dass die höheren Investitionen zum Erreichen der Förderstandards oft überkompensiert werden, vgl.: BEG-Zuschüsse finanzieren energiesparende Gebäude. Weichen die Bauherren künftig auf die besseren Förderstandards aus, wird auch das Ende der „55“-Neubauförderung zum beschleunigten Systemwechsel beitragen.

Die erste Novelle des Gebäudeenergiegesetzes im Jahr 2023 – oder nach aktueller Planung der geschäftsführenden Bundesregierung und des Ampel-Sondierungspapiers vorgezogen im Jahr 2022 – könnte bei einer Anpassung der Primärenergiefaktoren und einer Ausrichtung auf CO2-Emissionen auch ohne die momentan geforderten Einbauverbote bzw. die Einleitung eines Erdgas-Ausstiegs das faktische Ende der Gas-Heizung im Neubau bedeuten.

Ein weiterer Trendbeschleuniger ist der in den letzten Monaten massiv gestiegene Erdgaspreis und die damit einhergehenden öffentlichen Diskussionen über die Abhängigkeit von Erdgaslieferungen aus Russland. Viele Experten erwarten zwar, dass die Preise auch wieder sinken werden, die aktuelle Marktlage wird die Entscheidung von Bauherren jedoch trotzdem mindestens mittelfristig beeinflussen. Der hohe Erdgaspreis wird sich aber aufgrund der Vorlaufzeiten für Planung, Genehmigung und statistische Erfassung erst Anfang 2022 zeigen.

Aber: Die Ära der elektrischen Wärmepumpe im Wohnungsneubau wird eventuell nur von kurzer Dauer sein. Einige Experten erwarten, dass bis 2030 die elektrische Luftheizung der Wärmeerzeuger-Standard im Neubau ist.

Baugenehmigungen spiegeln Baugeschehen verzerrt wider

Zu beachten ist, dass die Baugenehmigungen das tatsächlich Baugeschehen verzerrt widerspiegeln. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im Jahr 2020 mit 368 589 Wohnungen um 2,2 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen und war damit weiter deutlich höher als die Zahl der Baufertigstellungen. Dies führte zu einem Überhang von genehmigten aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen von insgesamt 779 432 Wohnungen.

Der seit 2008 anhaltende Anstieg des Bauüberhangs hat sich damit im Jahr 2020 weiter fortgesetzt und den höchsten Stand seit 1998 erreicht. Dazu kommt, dass Baugenehmigung und Baufertigstellungen eher selten ins gleiche Kalenderjahr fallen. Bei den Baufertigstellungen auf der Basis Wohngebäude lag die Wärmepumpe erstmals 2019 vor der Gas-Heizung, in der Genehmigungsstatistik fand die Ablösung bereits 2017 statt. Im Jahr 2020 lag hier der Marktanteil der Wärmepumpe bereits bei 52,8 %. ■

SBZ-Artikelserie zu Wärmepumpen im Bestand:
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Wärmepumpen: CO2-sparend und wirtschaftlich
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Realisierte Anlagen in Einfamilienhäusern und Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern