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Trinkwasser-Installation

So wählen Sie den richtigen Werkstoff für TrW-Leitungen

Inhalt

Trinkwasser kommt auf dem Weg bis zur Entnahmestelle in Gebäuden mit verschiedenen Werkstoffen in ­Berührung. Dadurch darf allerdings die Qualität des Trinkwassers nicht nachteilig verändert werden. Vom Wasserzähler am Hausanschluss bis zum Zapfhahn ist der Betreiber für die einwandfreie Trinkwasserqualität verantwortlich. Diese hängt in großem Maße von dem eingebauten Leitungsnetz ab.

Wasserversorger sind verantwortlich für die Qualität des Trinkwassers und untersuchen regelmäßig, ob die Grenzwerte eingehalten werden. Auch der Weg des Wassers in Gebäuden, vom Wasserzähler bis zum Zapfhahn, unterliegt einer Kontrolle. Betreiber öffentlich genutzter Trinkwasserinstallationen müssen in der Regel jährlich durch zugelassene Labors nachweisen, dass es einwandfreies Trinkwasser ist, das dem System entnommen wird.

Für privat genutzte Installationen kann das Gesundheitsamt Kontrollen anberaumen, wenn es hierfür einen Anlass gibt. Für die einwandfreie Qualität, die oftmals vom Rohrmaterial abhängt, wird hier der Betreiber in die Pflicht genommen.

Für die Materialauswahl ist der Installateur verantwortlich. Seine werkvertragliche Pflicht ist es dafür zu sorgen, dass am Ende der Leitung auch tatsächlich Trinkwasser sprudelt. In Deutschland werden vorwiegend Rohre aus Kupfer, innen verzinntem Kupfer, Edelstahl, feuerverzinktem Stahl und Kunststoffen eingebaut. Je nachdem wie das örtliche Wasser beschaffen ist, sind unterschiedliche Rohrmaterialien geeignet.

Rohrmaterialien und ihre Eigenschaften

Werkstoff mit Tradition: Kupfer

Die Verwendung von Kupferrohren in der Hausinstallation hat eine lange Tradition. Die roten Kupferrohre findet man in ­etwa 60 % aller Häuser. Sie werden biegeweich von der Rolle oder als steife Stangen angeboten. Im Abmessungsbereich bis einschließlich 28 x 1,5 mm werden sie weichgelötet oder mittels Klemmring- bzw. Press- oder Steckverbinder mit entsprechendem Formstück zu einem Leitungsverbund zusammengesetzt. Rohrabmessungen ab 35 x 1,5 mm und größer können zusätzlich durch Hartlöten oder Schweißen verbunden werden.

<p>Kupferrohre werden biegeweich von der Rolle oder als steife Stangen angeboten.</p> - © Adobe Stock / 3desc

Kupferrohre werden biegeweich von der Rolle oder als steife Stangen angeboten.

Kupfer ist erst in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich. Die Trinkwasserverordnung erlaubt 2 mg Kupfer pro l Wasser. In der Regel gelangt aber viel weniger Kupfer ins Wasser, denn im Rohrinneren bildet sich mit der Zeit eine Schicht aus Kupfercarbonat und anderen Verbindungen. Sie verhindert, dass sich weiteres Kupfer im Wasser löst. Bei neuen Rohren fehlt diese Schutzschicht allerdings noch. Wenn das Wasser zudem sauer ist, löst sich besonders viel Kupfer, deutlich über 2 mg/l im Wasser. Das kann ab Inbetriebnahme je nach Wasserbeschaffenheit einige Wochen bis Monate anhalten. Deshalb ist es in Regionen, in denen der pH-Wert des Wassers unter 7,0 liegt, nicht mehr erlaubt, Kupferrohre einzubauen.

Seit einigen Jahren sind aber auch innen verzinnte Kupferrohre auf dem Markt. Sie sind für alle Trinkwasserarten einsetzbar.

Für hohe Anforderungen: Edelstahl

Edelstahlrohre werden in der Regel aus Kostengründen nur dort eingesetzt, wo besondere Anforderungen an die Trinkwasserqualität gestellt werden, zum Beispiel in Krankenhäusern oder Labors. Zur Verbindung der Rohre werden hauptsächlich Pressverbindungen verwendet. Nur an Armaturen gibt es Schraubverbindungen und an großen Ver­teilern Schweißverbindungen. Edelstahlrohre sind gesundheitlich unbedenklich – sofern sie durch Pressfittings verbunden werden. Aus Schweißnähten können sich dagegen durch Korrosion Chrom und Nickel lösen.

Nicht überall einsetzbar: (Feuer)verzinkter Stahl

Feuerverzinkter Stahl ist nicht bei allen Trinkwässern einsetzbar, denn er ist anfällig für Korrosion (Rost) und mineralische Ablagerungen wie Kalk. Zudem wächst in der rauen Zinkschicht schnell ein Biofilm. Im Warmwasserbereich sollte auf diesen Werkstoff ganz verzichtet werden. Bei den heute geforderten Betriebstemperaturen um 60 °C wird der Zink durch Potenzialumkehr edler als Stahl, was zur Korrosion des Rohrmaterials führt. Die Zinkschicht der feuerverzinkten Stahlrohre ist herstellungsbedingt mit Blei verunreinigt. Dadurch kann es zur Verunreinigung des Trinkwassers mit Blei kommen.

Die Rohrverbindungen erfolgen bei verzinkten Stahlrohren mit Gewinden, bei denen oft Hanf als Dichtmaterial verwendet wird. Wenn Teile der Leitung erneuert werden sollen, dürfen verzinkte Stahlrohre auf gar keinen Fall mit Kupferrohren kombiniert werden. Diese beiden Materialien reagieren miteinander, sodass sich Zink und giftiges Cadmium lösen können. Das schadet nicht nur der Gesundheit, sondern kann auch zu Lochfraß in der Leitung führen.

Universell einsetzbar: Kunststoff

Kunststoffrohre können bei allen Trinkwasserarten eingesetzt werden. Sie sind unempfindlich gegen Korrosion. Bei der Auswahl des Materials müssen die jeweilige Temperaturbeständigkeit und die Druckstufe des Rohres berücksichtigt werden. Ein Blick auf die Angaben der Rohrhersteller ist folglich ein Muss. Die Verbindungen von Rohrstücken erfolgen meist mittels Pressfittings, durch Schrauben, Kleben oder Stecken. Kunststoff dehnt sich bei Wärme aus, deswegen sind bei der Verlegung besondere Vorkehrungen zu treffen: zum Beispiel Spielraum in Wandschlitzen oder gleitende Rohrschellen. Für Trinkwasser- und Heizungsinstallationen werden oft PEX-Rohre verwendet. Häufig werden auch Verbundrohre aus Kunststoff und Aluminium eingesetzt. Aufgrund der eingebauten Aluminiumschicht sind sie formstabiler bei Biegungen als reine Kunststoffrohre.

© Adobe Stock / Comofoto

Gesundheitsschädlich und verboten: Bleirohre

Leitungen aus Blei sind inzwischen verboten, da gelöstes Blei im Trinkwasser gesundheitsschädlich ist. Früher wurden Bleirohre jedoch eingebaut: in den alten Bundesländern bis 1960, in den neuen teilweise noch bis 1973. Wasser aus Bleileitungen sollte am besten gar nicht zur Zubereitung von Speisen verwendet werden, vor allem nicht für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere.

Die Grenzwerte für Blei betragen derzeit 0,025 mg/l. Ab 2013 werden nur noch 0,01 mg/l erlaubt sein. Dieser Wert kann nur erfüllt werden, wenn vorhandene Bleileitungen gegen andere Rohre ausgetauscht werden. Auch mit bleihaltigem Lot gelötete Kupferrohre oder verzinkte Stahlrohre, vor allem älteren Baujahrs, können in minimalen Mengen Blei abgeben. Aufschluss über den tatsächlichen Gehalt kann nur eine Wasseranalyse geben.

© Adobe Stock / Wellnhofer Designs

Trinkwasserverordnung (TrinkwV): Grundlage für sauberes Trinkwasser

Der Werkstoffauswahl für eine Trinkwasser-Installation kommt eine besondere Bedeutung zu. Nachteilige Veränderungen der Wasserbeschaffenheit im Hinblick auf den Einfluss von Installations-Werkstoffen sind u.a. über die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) definiert. In dieser hat der Gesetzgeber für die verschiedensten Werkstoffe einzuhaltende Werte festgelegt. 

SBZ-Artikel zum Thema Trinkwasserschutz und Trinkwasserhygiene

  • Im Themen-Dossier Trinkwasserschutz finden Sie Beiträge zur sicheren Trinkwasser-Installation und technischen Komponenten wie Armaturen, Rückflussverhinderer, Systemtrenner sowie Korrosionsschutz, Werkstoffe und vieles mehr.
  • Was tun, wenn Trinkwasser verunreinigt oder von Kontamination bedroht ist? Im Themen-Dossier Trinkwasserhygiene finden Sie Beiträge zu den Themen Legionellenbefall, Gefährdungsanalyse, Maßnahmen der Trinkwasserbehandlung und rechtliche Aspekte.
Nur bedingt einsetzbar: Verzinkter Stahl

Verzinkter Stahl darf laut Positivliste des Umweltbundesamtes (UBA) allenfalls in Trinkwasser kalt führenden Installationen verwendet werden. Ansonsten bleibt für diesen Werkstoff nur noch die Heizungs- und Klimatechnik.

Sondermessing Cuphin

Als korrosionsbeständiger und zugleich bleifreier Werkstoff ist ein Sondermessing verfügbar, das unter der Handelsbezeichnung Cuphin auf dem Markt geführt wird. Was diesen Sondermessingwerkstoff so besonders macht, schildert der SBZ-Beitrag Einmal bleifrei, bitte!

Wasseranalysedaten für die Werkstoffauswahl

Zur Werkstoffauswahl gehört grundsätzlich und unabhängig vom verwendeten Rohrwerkstoff die Beurteilung der Wasserbeschaffenheit. Dazu werden vom Versorgungsunternehmen kostenlos die dort ohnehin vorliegenden Wasseranalysedaten zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist eine Überarbeitung des Artikels Werkstoffe für Trinkwasserleitungen, erschienen in SBZ 14-15/2010.