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Marktdaten

2024-1.HJ: Wärmeerzeugerabsatz ist um 43 % rückläufig

BDH

Nach dem Rekordjahr 2023 bewegt sich der Absatz von Wärme­erzeugern wieder zum lang­jährigen Durch­schnitts­niveau vor der Wachstums­phase ab 2020.

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat am 29. Juli 2024 die Absatzstatistik für das 1. Halbjahr 2024 vorgelegt. Das zentrale Ergebnis: Die Hersteller setzten 43 % weniger Wärmeerzeuger als im gleichen Zeitraum des Rekordjahres 2023 ab. Noch im Mai 2024 lag der Gesamtabsatz bei einem Minus von 35 %.

Ein weiterer Absturz war jedoch abzusehen, weil die Rekordwerte 2023 insbesondere mit einem steilen Absatzhochlauf in der Jahresmitte mit einem Hochpunkt bei Gas- und Öl-Heizungen im 3. Quartal einherging. Beispielsweise wurden im Juni 2023 rund 84 000 Gas-Heizungen (Juni 2024: 27 500), etwa 10 000 Öl-Heizungen (Juni 2024: 7000) und ca. 42 500 Wärmepumpen (Juni 2024: 16 000) ausgeliefert.

So bestätigen die jetzt vorliegenden Zahlen insbesondere die sich schon seit einigen Monaten abzeichnende stark negative Entwicklung gegenüber dem von Sondereffekten geprägten Rekordjahr 2023. Zurzeit bewegt sich der Markt nach vier Jahren Wachstum wieder auf dem langjährigen Absatzniveau vor 2020. Im 1. Halbjahr 2023 war der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum sprunghaft um 44 % gestiegen.

BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt: „Wir sehen, dass sich der Markt nach der starken Nachfrage im Jahr 2023 deutlich abgekühlt hat. Hinzu kommt der Umstand, dass bei den Bürgern Unklarheit darüber herrscht, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt. Hier wurden Erwartungen geweckt, die sich in der Realität kaum halten lassen. Insbesondere ist es in der Beratung der Bürger herausfordernd, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung verständlich zu machen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf.“

🎙️ Podcast ➡️ Wärmeerzeugerabsatz fällt um 43 Prozent: BDH warnt vor Verzögerungen

Hälfte des Anlagenbestandes technisch veraltet

Vor dem Hintergrund der Marktentwicklung weist der BDH auf den Anlagenbestand hin. Von rund 21,5 Mio. Heizungen in Deutschland gilt rund die Hälfte als technisch veraltet. Mit dem nun zunehmend schleppenden Modernisierungstempo laufe die Politik Gefahr, die Klimaziele im Gebäudesektor zu verfehlen.

Der BDH empfiehlt, hier dringend gegenzusteuern und unter anderem die Kommunikation in Richtung Endverbraucher deutlich zu intensivieren und über GEG-konforme Technologien und Fördermöglichkeiten in der Breite zu informieren.

Entwicklung von Q1-2022 bis Q2-2024

Betrachtet man die Entwicklung in den letzten zehn Quartalen, ist erkennbar, dass sich der Rückgang im Herbst 2024 noch fortsetzen und sich der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum Q1-Q3-2023 nahezu halbieren wird. Es ist auch zu erkennen, dass sich Wärmepumpen und Öl-Heizungen – anders als es die aktuell hohen prozentualen Unterschiede gegenüber dem Vorjahreszeitraum erkennen lassen, bereits in einer Seitwärtsbewegung befinden. Bei Biomasse-Heizungen mit dem größten Rückgang von 74 % im Vorjahresvergleich gibt es seit zwei Quartalen eine Erholung auf niedrigem Niveau.

JV

Wie die Gesamtstatistik bis Ende September 2024 im Vorjahresvergleich ausfällt, wird insbesondere vom Absatz bei Gas-Heizungen in Q3-2024 abhängen. Mit dem monatlichen Verlauf könnte man annehmen, dass auch hier der Absatz bald auf eine von Heizungs-Havarien geprägte Seitwärtsbewegung zuläuft.

Wichtig für die Einordnung der Absatzstatistik: Anfang 2023 existierten besondere Bedingungen. Aufgrund von Lieferengpässe im Jahr 2022 konnten insbesondere im Segment Wärmepumpen viele Bestellungen erst im Frühjahr 2023 bedient werden, sodass in diesem Zeitraum der Absatz („Gerät wird vom Hersteller ausgeliefert“) nicht der zu diesem Zeitpunkt tatsächlich existierenden Nachfrage („Auftrag des Endkunden“ bzw. „Einbau“) entsprochen hat.­ Schätzungsweise 80 000 Wärmepumpen standen zum Jahreswechsel 2023/24 branchenweit noch in den Regalen.

Industrie rechnet mit maximal 200 000 Wärmepumpen

Der Absatz von Wärmepumpen entwickelte sich im ersten Halbjahr 2024 stark rückläufig. Die Hersteller setzen insgesamt 90 000 Einheiten ab, das entspricht einem Minus von 54 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem der Absatz allerdings durch mehrere einmalige Effekte stark überhöht in die Statistik eingegangen ist.

Die Anzahl der zugesagten KfW-Heizungsförderungen ist zwar im Mai um 21 %, im Juni sogar um 40 % gegenüber den jeweiligen Vormonaten gestiegen, der BDH geht aber trotz dieser zuletzt leicht positiven Tendenz in seiner Prognose davon aus, dass im Jahr 2024 für die Verwendung in Deutschland maximal 200 000 Wärmepumpen abgesetzt werden.

Staudt: „Die Menschen brauchen bei der Heizungsmodernisierung Planungssicherheit. Vor allem mit Blick auf den Klima- und Transformationsfonds 2025 ist es deshalb von zentraler Bedeutung, dass hier ein Signal des Vertrauens seitens der Bundesregierung an die Bürger gesendet wird. Auch im kommenden Jahr muss die staatliche Unterstützung für die Heizungsmodernisierung wie im Jahr 2023 fortgeführt werden.“

Exkurs: Vergleich zu einem linearisierten Jahr 2021

Der Markt für Wärmeerzeuger war in den letzten Jahren von unterschiedlichen Einflüssen geprägt, sodass relativ kurze Vergleichszeiträume ein Zerrbild zeichnen können. Nimmt man den Wärmeerzeugerabsatz im Kalenderjahr 2021 an, ist diese Referenz ein Zeitraum mit dem höchsten Absatz von 929 000 Geräten in der vorherigen 20 Jahren und einer Absatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 10 % (es folgten 2022 mit + 5,5 % und 2023 mit + 33,5 %).

Verteilt man den Absatz im Jahr 2021 gleichmäßig auf alle Kalendermonate, ergibt sich für den Zeitraum Januar bis Juni 2024 gegenüber einer rechnerischen Vergleichsperiode „6/12 des Jahres 2021“ für die Segmente folgende Entwicklung:

● Gas-Heizungen:             − 31,7 %
● Öl-Heizungen:                 + 142 %
● Wärmepumpen:             + 16,7 %
● Biomasse-Heizungen:  − 73,7 % 

Hersteller: Gedämpfte Erwartung in Richtung Herbst 

Erstmalig hat der BDH auch eine Konjunkturumfrage für den Zeitraum bis einschließlich September 2024 und über sämtliche Produktkategorien hinweg durchgeführt. Zentrales Ergebnis: Die Hersteller schätzen die Marktentwicklung der verschiedenen Produktgruppen überwiegend pessimistisch ein.

Vor diesem Hintergrund erhofft sich der Verband künftig positive Impulse zum Beispiel durch die Ausweitung der Förderung. Ab August 2024 werden auch die Wohnungswirtschaft und Eigentümer von Nichtwohngebäuden in die Förderung einbezogen. Die zentrale Stellschraube zur Marktbelebung bleibt für den BDH jedoch, das Vertrauen der Verbraucher in die Heizungsmodernisierung zu stärken. Staudt: „Wir haben eine attraktive Förderung, sämtliche technischen Lösungen sind verfügbar und das SHK-Fachhandwerk hat Kapazitäten. Das sind gute Bedingungen, um jetzt in die Heizungsmodernisierung zu investieren.“ ■
Quelle: BDH / jv